Radolfzell ist eine Kleinstadt am Bodensee. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde hier eine Kaserne für die Waffen-SS erbaut und 1937 bezogen. Von ihr gingen in folgenden Jahren Verbrechen aus - bis weit über die Region hinaus.
Die Radolfzeller SS sprengte in der Region Synagogen, deportierte Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager, war am 'Anschluß' von Österreich, der Besetzung der Sudetendeutschen Gebiete, der Zerschlagung der Tschechoslowakei und dem Überfall auf Polen beteiligt.
In der Radolfzeller Kaserne war von 1941 bis 1945 ein Außenkommando2 des KZ Dachau integriert.3
Beinahe 65 Jahre lang wurde darüber weitgehend geschwiegen. Erst in den letzten zehn Jahren änderte sich das. So wurden 2010 ein vielbeachtetes, neues Theaterstück aufgeführt, ein Dokumentarfilm gedreht und seit 2014 in der Stadt Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt, worüber in der Presse jeweils ausführlich berichtet wurde.
Mehr zur historischen Aufarbeitung der NS-Zeit und dem Gedenken in Radolfzell findet sich in der Chronologie.
Dokument des Monats
Neuerscheinungen im September 2024: "Täter - Helfer - Trittbrettfahrer"
* Band 17: Wolfgang Proske (Hrsg.): NS-Belastete aus Oberbayern (Nord). Kugelberg Verlag, Gerstetten 2024.
Mit Bezug zu Radolfzell darin:
Markus Wolter: Die SS-Brüder von Dachau und Natzweiler: Josef und Wolfgang Seuß, S. 354–370
und
Wolf-Ulrich Strittmatter: "Treu im Dienste der Waffen-SS": Karl Maria Demelhuber, S. 97-115.
* Band 18: Wolfgang Proske (Hrsg.): NS-Belastete aus Oberbayern (Süd), Kugelberg Verlag, Gerstetten 2024.