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Ausgewählte Täterprofile

SS-Angehörige bei Wikipedia mit Bezug zu Radolfzell1

  • Ernst Barkmann, SS-Oberscharführer, von 1937-1939 in Radolfzell stationiert, später SS-Panzerkommandant und nach dem Krieg Bürgermeister von Kisdorf, Holstein.
  • Georg-Robert Besslein (red. aus www.military.wikia.org), Kompanieführer an der USR, Dezember 1941-Februar 1942.
  • Heinz Büngeler, Reserve-Führer-Anwärter-Lehrgang an der USR, August bis Oktober 1942. Adjutant des Lagerkommandanten im KZ Buchenwald.
  • Fritz Christen, Unterführer-Lehrgang an der USR, 1941/42.
  • Karl Maria Demelhuber, Regimentskommandeur der SS-Standarte „Germania“, 1936-1940.
  • Bernhard Dietsche (red. aus www.military.wikia.org), geb. 1912 in Singen/Htwl., III/SS-„Germania“ seit 1937, Zugführer in der 12. (MG) bzw. 13. (IG) Kompanie in Radolfzell 1937-1939. SS-Division „Wiking“ (Westland), Angriff auf die SU, später SS-Gebirgsjäger-Regiment 2 „Prinz Eugen“ („Partisanen“-Bekämpfung) in Jugoslawien. Taktikausbilder an der Junkerschule Bad Tölz.2
  • Hans Dorr, III/SS-„Germania“, Zugführer der 10. Kompanie in Radolfzell 1938/39.
  • Markus Faulhaber (red. aus www.military.wikia.org), III/SS-„Germania“, 1938 ff. In Radolfzell 1939 verheiratet. Einer der „gefallenen Söhne“ der Stadt Radolfzell, derer am Kriegerdenkmal als „Opfer der Gewaltherrschaft“ namentlich gedacht wird. Begraben zunächst auf dem städtischen Friedhof (alt), umgebettet auf die Kriegsgräberstätte des neuen Waldfriedhofs.
  • Otto Förschner, III/SS-„Germania“, 12. Kompanie, 31. Juli 1937-1. April 1938 in Radolfzell; August 1943-Anfang Februar 1945 Lagerkommandant KZ Dora-Mittelbau. Im Dachau-Hauptprozess zum Tod verurteilt und als Kriegsverbrecher hingerichtet.
  • Karl Gesele, SS-Standartenführer, Taktik-Ausbilder an der USR beim 4. RFA-Lehrgang 1941 (1. März 1941-31. Mai 1941); am 12. August 1944 als Kdr. des SS-Panzergrenadier-Regiments 35 verantwortlich für das Massaker von Sant'Anna di Stazzema.
  • Kurt Groß, SS-Sturmbannführer, WE-Leiter, Stabsabteilung VI, 1943 und Kommandeur USR-'Regiment Radolfzell' und stellvertretender Kommandeur der USR 1944/45.
  • Günther Niethammer, SS-Obersturmführer (F), der „Ornithologe von Auschwitz“; nach 1945 enge Verbindungen zur Vogelwarte Radolfzell.
  • Walter Harzer, SS-Standartenführer, Taktik-Ausbilder an der USR beim 4. RFA-Lehrgang 1941 (1. März 1941-31.Mai 1941).
  • Willi Hund (red. aus www.military.wikia.org), SS-Obersturmführer, Zugführer als 19-jähriger Untersturmführer an der USR (1.September 1942 – 2. März 1943).
  • Hans Robert Jauß, SS-Hauptsturmführer. 1941 Führerausbildung, in deren Verlauf Teilnahme am 4. Kriegs-Reserve-Führer-Anwärter-Lehrgang (RFA) an der USR, 1. März - 31. Mai 1941, nach erfolgreichem Abschluss Beförderung zum Führeranwärter der Reserve und SS-Oberscharführer d. R. zum 1. Juni 1941.3
  • Hugo Lausterer, Wachmannschaft des KZ-Außenkommandos, 1941/42.
  • Thomas Müller, Kdr. der USR, Februar 1941 - Februar 1943
  • Anton Mussert, Mitgründer und Vorsitzender der niederländischen nationalsozialistischen NSB, NS-„Führer“ der Niederlande, gründete 1941 die "SS-Freiwilligen-Legion Niederlande". Mussert „rückt am 15.3.1943 (…) nach Radolfzell ein.“4 Näheres zu Funktion und Aufenthaltsdauer in der SS-Kaserne Radolfzell ist bislang nicht bekannt.
  • Max Pausch, III/SS-„Germania“, 1935-1939. SS-Obersturmführer und „Musikführer“ des Bataillons. 1940-1941 SS-Rgt. „Nordland“, 1941-1943 SS-Ers.Btl. 5 „Wiking“. Dezember 1944-Mai 1945 Lagerführung im KZ-Außenlager Gusen II (Mauthausen). In einem Mauthausen-Nebenprozess 1947 zum Tod verurteilt und als Kriegsverbrecher 1948 hingerichtet.
  • Joachim Rumohr, III/SS-„Germania“, 1937 ff. SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS. In Radolfzell verheiratet. Einer der „gefallenen Söhne“ der Stadt Radolfzell, derer am Kriegerdenkmal als „Opfer der Gewaltherrschaft“ namentlich gedacht wird.
  • Josef Seuß, Kommandoführer des KZ-Außenkommandos, 1941/42. Im Dachau-Hauptprozess zum Tod verurteilt und als Kriegsverbrecher hingerichtet.
  • Walter Stein, SS-Oberführer, Führer des SS-Abschnitts XXIX der Allgemeinen SS, Konstanz 1937-1939. Mitverantwortlich für die Synagogen-Zerstörung in Konstanz am 9./10.11.1938 und Koordinator der „Zusammenarbeit“ mit dem Radolfzeller SS-VT-Bataillon an diesem Tag. Markanter Repräsentant der Allgemeinen SS der Region und häufig Gast des III./SS-VT-„Germania“ in Radolfzell.
  • Julius Ueltzhöffer, Kommandoführer des KZ-Außenkommandos Radolfzell 1943, in dieser Funktion Nachfolger von Josef Seuß; mutmaßlich beteiligt am gewaltsamen Tod des KZ-Häftlings Fritz Klose, der am 5. August 1943 tot im Böhringer See aufgefunden wurde.
  • Hermann Wicklein, Führer-Lehrgang an der USR, August-Oktober 1942. Adjutant des Lagerkommandanten in den Konzentrationslagern Herzogenbusch, Ravensbrück und Flossenbürg.

Prozesse gegen die Täter

Bislang konnten 19 SS-Angehörige ermittelt werden, die zeitweilig in der Radolfzeller Kaserne stationiert und /oder in Radolfzell gemeldet waren bzw. zu der Dachauer KZ-Wachmannschaft im Außenkommando Radolfzell gehörten und die sich nach dem Krieg wegen dort oder an anderen Orten verübten Kriegsverbrechen in Prozessen vor amerikanischen Militärgerichten zu verantworten hatten. Die Prozesse lassen sich einteilen in:

Dachauer Prozess Anklagebank  
Anklagebank Dachauer Hauptprozess, Josef Seuß: zweite Reihe von oben, links außen (Quelle: Wikipedia)

Es kam zu drei Todesurteilen (Josef Seuß, Otto Förschner, Max Pausch), die vollstreckt wurden, sowie zu langen und kürzeren Haftstrafen. Zwei SS-Angehörige wurden freigesprochen.

Die Protokolle dieser Prozesse sind heute unter http://www.jewishvirtuallibrary.org/ im Internet zugänglich.

Weitere Namen von Radolfzeller SS-Angehörigen erscheinen in Ermittlungsakten z.B. der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung Nationalsozialistischer Verbrechen, Ludwigsburg.

Die allermeisten Täter konnten sich jedoch gänzlich einer Strafverfolgung entziehen.

Verurteilungen

Dachau-Hauptprozess


Die 40 Angeklagten im Dachau-Hauptprozess, November 1945.

Dachau Hauptprozess 1945  

Josef Seuß: erste Reihe, fünfter v. rechts; Otto Förschner: zweite Reihe, dritter von links; Hugo Lausterer: dritte Reihe, fünfter v. rechts. Fotografie: United States Holocaust Memorial Museum, Washington.

Josef Seuß (1906-​1946)

SS Hauptscharführer Josef Seuss, 19. Mai 1941 August 1942, U  
Fotografie: SS-Personalakte Josef Seuß, BArch Berlin

SS-​Hauptschar­füh­rer, Rap­port­füh­rer und be­rüch­tig­ter Bun­ker­füh­rer des KZ Dachau, dem sein Ruf bei der Ver­set­zung nach Ra­dolf­zell vor­aus­eil­te. Im Au­gust 1942 an­we­send bei der Er­schies­sung von 35 rus­si­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen in Dachau. Kom­man­dofüh­rer des Ra­dolf­zel­ler Au­ßen­la­gers von Mai 1941 bis Au­gust 1942. Führ­te sich nach ei­ge­nen An­ga­ben in Ra­dolf­zell be­son­ders bru­tal auf. Zitat sei­nes Un­ter­ge­be­nen Laus­te­rer: „SS-​Hauptschar­füh­rer Seuß schlug die Ge­fan­ge­nen sehr oft wäh­rend ihrer Zeit in Ra­dolf­zell. Er schlug sie mit sei­nen Hän­den, mit Stö­cken und trat sie auch mit Füßen. Ein­mal sah ich, wie er einen kran­ken Häft­ling schlug, weil der Häft­ling zu krank für die Ar­beit war. Ich sah Seuß auch, wie er Häft­lin­ge von einem 30 bis 50 Meter hohen Damm hin­un­ter­stieß. Er tat dies, nach­dem er sie ge­schla­gen hatte“. Ver­ur­teilt zum Tode im Dachau-​Haupt­pro­zess Case No. 000-50-2 (US vs. Martin Gottfried Weiss et al) Tried 13. Dec. 1945. Seuß wurde am 28. Mai 1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg gehängt. Vgl. a. Wikipedia.

Lump Josef Seuß  
„Dieser Lump (Josef Seuß) war ein Jahr mein Kommandoführer“ - Handschriftliche Bemerkung von Oldřich Sedláček zu einem Text von Karel Kasák über „Zeuss(!) jun.(es war der größere“), in:

Almanach Dachau. Kytice událostí a vzpomínek. [Almanach Dachau. Ein Strauss von Ereignissen und Erinnerungen], Prag 1946.

Anmerkung: Josef Seuß (1906) hatte einen um ein Jahr jüngeren Bruder, Wolfgang Seuß (1907-1979), der von 1933 bis zur gemeinsamen Versetzung nach Natzweiler 1942 ebenfalls zum ersten Wachpersonal in Dachau gehörte und dort wegen seiner Grausamkeiten nicht weniger gefürchtet war, weshalb es in gerichtlichen Zeugenaussagen und in Erinnerungstexten ehemaliger Dachau-Häftlinge mitunter zu Verwechslungen der beiden Brüder kam. Hinsichtlich der Körpergröße war Josef Seuß der "größere" , so dass es hier offenbleiben muss, welcher der beiden SS-Brüder im September 1942 von Kásak beschrieben wird: der jüngere Wolfang Seuß oder der größere Josef Seuß. Privatexemplar von Oldřich Sedláček. Privatbesitz Jiří Sedláček, Kladno.

Hugo Laus­te­rer (1890-?)

SS-​Schar­füh­rer, über drei Jahre Wach­mann im KZ Dachau, immer wie­der un­ter­bro­chen von Außen­la­ger­ein­sät­zen. Noch Ende April 1945 als Re­ser­vewach­mann be­tei­ligt an einem Trans­port von ca. 1800 Jü­din­nen und Juden von Dachau. Von Fe­bru­ar bis Ok­to­ber 1942 Wach­mann des Ar­beits­kom­man­dos unter Seuß in Ra­dolf­zell. Evtl. zeit­wei­se auch Kom­man­dofüh­rer des Au­ßen­la­gers. Ver­ur­teilt zu 10 Jah­ren Haft im Dachau-​Haupt­pro­zess Case No. 000-50-2 (US vs. Martin Gottfried Weiss et al) Tried 13. Dec. 1945. Vgl.a. Wi­ki­pe­dia.

Otto Förschner (1902-1946)

Otto Forschner  
SS-Sturmbannführer Otto Förschner, hier vmtl. als Kommandeur des Wachsturmbanns des KZ Buchenwald, 1942. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, Fotoarchiv, 266.001

Forschner Dachau Hauptprozess 15.11.1945  
Otto Förschner als Angeklagter im Dachau-Hauptprozess 1945. Quelle: United States Holocaust Memorial Museum (USHMM), Washington.

Otto Förschner, SS-Sturmbannführer (1942), SS-Nr. 191554. Ab März 1934 Angehöriger der SS-VT. SS-Junkerschule Bad Tölz. Kam als Hauptsturmführer des III.SS-„Germania“ am 31.7.1937 nach Radolfzell und blieb dort bis 1. April 1938 stationiert. SS-VT-Standarte „Der Führer“ bis 1.9.39, danach SS-Leibstandarte Adolf Hitler bis 1. Juli 1940. Angriff auf die Sowjetunion 1941 als Angehöriger der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“. Ab Frühjahr 1942 Versetzung als Kommandeur in den Wachsturmbann des KZ Buchenwald. Beförderung zum SS-Sturmbannführer 9. November 1942. Von September 1943 bis Anfang Februar 1945 war Förschner Lagerkommandant des KZ Mittelbau-Dora. Ab 1. Februar 1945 Lagerkommandant der Dachauer Außenlager Kaufering I-IV. Förschner wurde am 13. Dezember 1945 durch ein US-amerikanisches Militärgericht im Dachau-Hauptprozess zum Tod durch den Strang verurteilt. Seine Tätigkeiten im KZ Buchenwald und als Lagerkommandant des KZ Mittelbau-Dora waren dabei nicht Gegenstand des Prozesses - (Case No. 000-50-2 (US vs. Martin Gottfried Weiss et al) - und blieben juristisch ungesühnt. Beim Urteil wurden als „individuelle Exzesstaten“ Förschners im Lager Kaufering die Misshandlung von Häftlingen, die Leitung von Strafvollstreckungen sowie das Totschlagen eines Häftlings mit einem Eisenrohr berücksichtigt. Das Urteil wurde am 28. Mai 1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg vollstreckt.Vgl.a. Wi­ki­pe­dia.

Otto Forschner 28.5.1946 Hinrichtung Landsberg 3  

Otto Förschner kurz vor seiner Hinrichtung am Morgen des 28. Mai 1946 in Landsberg. Screenshot eines Filmes des Amerikanischen Militärgerichts. USHMM, Washington.

Dachauer Folgeprozesse

Von amerikanischen Militärgerichten im Rahmen der Mauthausen- und Mauthausen-Folgeprozesse in Dachau verurteilte SS-Angehörige, die in Radolfzell stationiert und/oder gemeldet waren:

Max Pausch (1894-1948)

Das Musikkorps des III./SS-VT „Germania“ stand, als das Bataillon 1937 in Radolfzell einzog, unter Leitung von SS-Obersturmführer Max Pausch. In den Jahren 1937-1939 war Pauschs wie auch Koeppens gemeldete Wohnadresse die Teggingerstr. 13-15 in Radolfzell.

Max Pausch 1939  
Max Pausch, hier als Führer des Musikkorps des III./SS-VT „Germania“, 1939. Fotografie Archiv Markus Wolter

Der im Thüringischen Gehren geborene Pausch war vor 1935 Musikzugführer der 48. SS-Standarte in Leipzig. Bereits beim Reichsparteitag 1935 war er Führer des Musikkorps des III./SS-VT „Germania“ und blieb dies bis zur kriegsbedingten Auflösung des Korps 1939.

1940-1941: SS-Rgt. „Nordland“

1941-1943: SS-Ers.Btl. 5 „Wiking“

11.1944: Musikkorps in Berlin

Zum SS-Hauptsturmführer befördert, wurde Pausch Ende 1944 Schutzhaftlagerführer des KZ-Außenlagers Gusen II (Mauthausen).

In einem Dachau­er (Mauthausen-) Fol­ge­pro­zess (Case No. 000-50-5-29) wurde Pausch am 22. Oktober 1947 von einem amerikanischen Militärgericht zum Tod durch den Strang verurteilt und am 12.11.1948 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg hingerichtet. Anklagepunkt u.a.: Pausch hatte nach Ausbruch von Typhus im Lager Gusen II am 17. Januar 1945 den Auftrag bekommen, einen Häftlingstransport nach Linz „zur Entlausung“ zu begleiten. Einer der Waggons des Zuges war ein dicht schließender Kühlwagen. Normalerweise dauerte eine Zugfahrt 30 bis 40 Minuten nach Linz, doch an diesem Tag mehrere Stunden und als der Zug ankam, waren die rund 100 jüdischen, polnischen, französischen und jugoslawischen KZ-Häftlinge in diesem Waggon erstickt. Pausch hatte noch vor der Abfahrt des Zuges nachweislich die Order gegeben, die zunächst einen Spalt breit offene Waggontür des Kühlwaggons zu schließen, was die Frischluftzirkulation während der Fahrt unmöglich machte.

Max Pausch Hinrichtung Landsberg 1948  
Max Pausch kurz vor der Hinrichtung, 12. November 1948. Quelle: USHMM, Washington.

Von amerikanischen Militärgerichten im Rahmen der Dachauer Folgeprozesse verurteilte Angehörige des Dachauer SS-Wachpersonals im Außenkommando Radolfzell:

Julius Ueltzhöffer (1892, Schwetzingen - 1974, Rielasingen)

Ueltzhöffer (al. Ültzhöfer), Julius, geboren am 5. Februar 1892 in Schwetzingen, NSDAP- und SS-Mitglied seit 1932, meldet sich zum 31. August 1939 freiwillig zur SS-VT; Teilnahme am Polenfeldzug mit der SS-VT „Germania“; SS-Sanitätsdienstgrad (SDG) in Auschwitz I (Stammlager) spätestens ab 28. April 1942, nach anderen Angaben bereits ab Herbst 1941.5 In Auschwitz nahm Ueltzhöffer als SDG an Krankenselektionen unter Lagerarzt Friedrich Entress in den Häftlingskrankenblöcken 19, 20, 21 und 28 des Stammlagers teil. Die selektierten Kranken wurden danach in Block 20 durch SDG Josef Klehr mit Phenolinjektionen ins Herz getötet oder nach Birkenau gefahren, um sie in der Gaskammer zu ermorden. Ueltzhöffers Beförderungen: 1. August 1940 SS-Unterscharführer, 1. Juli 1944 SS-Oberscharführer.6

Zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt wurde Ueltzhöffer, der 1942 (oder 1941) von Mauthausen nach Auschwitz gekommen war, nach Dachau versetzt; auch in den KZ Ravensbrück und Natzweiler-Struthof sind seine Einsätze belegt, wenn auch bislang nicht datiert. Auch im Januar 1945 soll er (wieder) in Dachau gewesen sein, wo er zuletzt für ein Massengrab-Kommando verantwortlich war. Wann er - nach eigenen Angaben - als neuer Kommandoführer des KZ-Außenkommandos nach Radolfzell kam, ist unbekannt. Er dürfte frühestens Ende 1942 (von Auschwitz?) nach Dachau, resp. Radolfzell versetzt worden sein und war somit nicht der unmittelbare Nachfolger von Josef Seuß als Kommandoführer; nach mündlichen Angaben Leonhard Oesterles war der Name des auf Seuß folgenden Kommandoführers ab August 1942 „Kienzle“ (phon.), der allerdings bislang nicht verifiziert werden konnte.

Es kann als gesichert gelten, dass Ueltzhöffer spätestens 1943 von Dachau nach Radolfzell versetzt wurde, um dort die Kommandoführung über das seit Ende 1942 noch aus rund 30 Häftlingen bestehende Restkontingent des KZ-Außenkommandos zu übernehmen. Am 3. August 1943 beaufsichtigte er zusammen mit zwei weiteren SS-Wachen eine Gruppe von 24 KZ-Häftlingen bei einem Arbeitseinsatz(?) bei Böhringen(?). Nach eigenen Angaben habe er die Häftlinge gegen 21.00 Uhr „zum Baden in den (Böhringer) See geführt“(!). Am 5. August 1943 wurde die Leiche eines dieser Häflinge, des seit diesem Abend abgängigen Fritz Klose (1904-1943), im Böhringer See treibend aufgefunden. Vgl.: Fritz Klose (1904-1943) im KZ-Außenkommando Radolfzell. Spätestens im Dezember 1943 wurde Ueltzhoffer als Kommandoführer von Hermann Rostek (siehe nachfolgend) abgelöst und nach Dachau zurückversetzt.

Julius Ueltzhöffer wurde 1947 von einem amerikanischen Militärgericht in einem Dachauer Folgeprozess (Case 50-2-69 (PDF)) wegen der von ihm im KZ Dachau und seinen Außenlagern begangenen Kriegsverbrechen (Tatvorwurf des „common design“ und persönliche Grausamkeit im Umgang mit Häftlingen) zu lebenslanger Haft veurteilt.

Entlassung aus der Haft in Landsberg bereits am 15.3.1954, Rückkehr nach Rielasingen, wo er, von Beruf Zöllner, seit 1919 gemeldet war und 1920 geheiratet hatte. Ueltzhöffer arbeitete nach seiner Haftentlassung und bis zur Pensionierung als Fabrikarbeiter und starb am 3. Juni 1974 in Rielasingen.7

Her­mann Ros­tek (1898-​1970)

Geboren 18.11.1898 in Martinshöhe (Marcinowo/ Kalinowo), Kreis Lyck, Ostpreußen. Lt. eigenen Angaben zunächst in der Wehrmacht: Ende August 1939 zum „Grenzschutz“ in Ostpreußen einberufen und im Mai 1940 als Unteroffizier entlassen. Danach Arbeit in der Landwirtschaft, bevor er am 16.2.1942 die „Einberufung“ als Wachmann zum Totenkopf-Sturmbann des KZ Dachau bekommen habe. Als SS-Oberscharführer wurde Rostek Ende 1943 Kom­man­dofüh­rer des Dachau­er Au­ßen­kommandos in Ra­dolf­zell und blieb dies bis zur Auflösung des Kommandos im Januar 1945. Am 10. Fe­bru­ar 1945 wurde Rostek Kom­man­dofüh­rer des Dachau­er Au­ßen­la­gers Fisch­horn (Zell am See). In einem Dachau­er Fol­ge­pro­zess (Case No. 000-​50-​2-​68) wurde Ros­tek 1947 wegen sei­ner Tä­tig­kei­ten im KZ Dachau und den Außen­la­gern (1942-​1945) zu zwei Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Persönliche Exzesstaten konnten ihm nicht nachgewiesen werden. Rostek lebte nach seiner Haft wieder in Böhringen, wo er bereits 1944/45 gemeldet war, und starb 1970.

Hans Hahn

vgl. Case Nr. 000-50-2-18 (US vs. Johann Batoha et al.), verurteilt am 15. November 1946. Nat.: Deutscher, Alter: 52, Dienstgrad: unbekannt, Urteil: 2 Jahre. Belastungsmaterial: Freiwillige Meldung zur Waffen-SS am 28.12.1939. Er diente als Wachmann in Flossenbürg, Dachau und im Außenlager Radolfzell et al.

Xaver Diethei

vgl. Case Nr. 000-50-2-38 (US vs. Karl Bester et al.), verurteilt am 23. Dezember 1946. Nat.: Deutscher, Alter: 34, Dienstgrad: SS-Rottenführer, Urteil: 9 Monate. Belastungsmaterial: Der Angeklagte diente als Wachmann in Dachau von März 1942 bis Mai 1942, im Außenkommando Radolfzell von Juni 1942 bis Januar 1943 und im Stammlager Dachau von Januar 1943 bis 13. Februar 1943. Verteidigung: On outdetail Radolfzell inmates got more food than guards, or they could not have worked. (sic!) (R76)

Georg Heinrich Hechler

vgl. Case Nr. 000-50-2-38 (US vs. Karl Bester et al.). Nat.: Deutscher, Alter: 42, Dienstgrad: SS-Unterscharführer, Urteil: 21 Monate. Belastungsmaterial: Der Angeklagte diente als Wachmann im Außenlager Radolfzell vom 1. Juni 1941 bis 1. Juli 1942, in Dachau vom 1. Juli 1942 bis 5. Februar 1943, als Landwirt im Außenkommando Hinter-Ekart (Oberbayern) vom 5. Februar 1943 bis 12. Mai 1945. „He heard at outdetail Radolfzell that several inmates were slapped“. Verteidigung: „None fell out at details and at outdetail Radolfzell due to their physical condition, and inmate said the food was good there.(!)“ (R 88)

Gottlob Beck

vgl. Case Nr. 000-50-2-41 (US vs. Gottlob Beck et al), verurteilt 10. September 1947. Nat.: Deutscher, Alter: 53, Dienstgrad: SS-Unterscharführer, Urteil: 20 Monate. Belastungsmaterial: Der Angeklagte diente als Wachmann im Außenlager Radolfzell vom 2. Juli 1941 bis Februar 1943 und im Außenlager Augsburg von Februar 1943 bis zum 27. Oktober 1944.

Friedrich Zimpelmann

vgl. Case Nr. 000-50-2-41 (US vs. Gottlob Beck et al). Nat.: Deutscher, Alter: 32, Dienstgrad: SS-Rottenführer, Urteil: 2 Jahre. Belastungsmaterial: Der Angeklagte diente als Wachmann im Außenlager Radolfzell vom 17. (!) Mai 1941 bis 15. Juli 1942 und im Stammlager Dachau vom 16. Juli 1942 bis 29.(!) Mai 1945. Der Beschuldigte gab an, dass er von Misshandlungen von Häftlingen des KZ Dachau gehört habe.

Friedrich Karl Nemetz

vgl. Case Nr. 000-50-2-48 (US vs. August Kühner et al), verurteilt am 8. Januar 1947. Nat.: Deutscher, Alter: 45, Dienstgrad: SS-Scharführer (Allgemeine SS und Waffen-SS), Urteil: 1 Jahr und 9 Monate . Belastungsmaterial: Der Angeklagte war ein Wachmann im Stammlager Dachau und im Außenlager Radolfzell von Dezember 1940 bis April 1942. Von April 1942 bis 1. April 1945 diente er als Schreiber in der Häftlingsaufnahme und Personalverwaltung in Dachau.

Ernst August Behrens (5.5.1912-10.11.1994)

SS-Unterscharführer, 19.5.1941-19.3.1942 in Radolfzell (dito, Bl. 152), vgl. Case Nr. 000-50-2-26 (US vs. Ernst August Behrens et al.). Urteil: 2 Jahre. Geb. u. wohnhaft in Einbeck, Köppenweg 39.

Dachauer Fliegerprozess

Dr. Kurt Groß (1912–1977)

Kurt Gross Ssoa  
Dr. Kurt Groß als SS-Unterscharführer bei der SS-VT-„Deutschland“, 1940. Fotografie SSOA, Bundesarchiv Berlin.

Geb. 5.6.1912 in Harrachsdorf (Harrachov), Böhmen. Abitur 1930 am Realgymnasium in Graz, Jura-Studium an der Universität Wien. Promotion zum Dr. jur. am 28.3.1935. Eintritt in die NSDAP am 4.5.1932 (NSDAP-Nr. 1083586); Eintritt in die SS am 1.1.1933 (SS-Nr. 309794). Gauamtsleiter, Gau Burgenland, der seit 1933 in Österreich verbotenen NSDAP; Abgeordneter des Burgenländischen Landtags März-Oktober 1938. Gauinspekteur in der Steiermark. Stab OA Donau, Gauinspekteur und "Gauredner" in Wien, Sturmbannführer 20.4.1944.

Beförderungen in der Waffen-SS: Untersturmführer: 9.11.1940, Obersturmführer: 9.11.1941, Hauptsturmführer: 9.11.1943, Sturmbannführer: 16.1.1945. Teilnahme an der Besetzung Hollands und Serbiens und am Russlandfeldzug. Auszeichnungen: Ehrenwinkel der Alten Kämpfer, EK II und EK I, Inf.Sturmabz. u. Verwundetenabz. (schwarz).

Dienststellungen: Freiwillige Meldung zur Waffen-SS; zum 26.2.1940 SS-Ers.Btl. „Deutschland“, München; SS-Unterscharführer (9.5.1940). 10.5.1940-16.6.1940 Teilnahme am 3. Kriegs-Führerlehrgang, SS-Junkerschule Braunschweig; vorzeitige Abmeldung auf eigenen Wunsch. Zurück in die Ausbildungsabteilung des SS-Ers.Btl. „D“, München. Ab 6.8.1940 zum II./SS-Regiment „Der Führer“, Standort Kaserne Steenwijk, NL; Zugführerlehrgang. 9.11.1940 Beförderung zum Untersturmführer d. R. 1.3.41-1.8.41 II.SS-Infanterie-Regiment 11, SS-Division „Das Reich“. Mit dieser Einheit ab 22.6.1941 Teilnahme am Russlandfeldzug; zweimalige Verwundung. 1.8.1941 SS-Ers.Btl. „Deutschland“, Prag. 1.9.1941-16.12.1941 SS-Division „Reich“, Ostfront. 1.1.1942-1.7.1942 SS-Inf.Ers.Btl. „Deutschland“,Prag. Nach Entlassung aus dem Lazarett zum SS-Inf.Ers.Btl. „Der Führer“, Stralsund. 6.7.1942-1.11.1942 Offz. z.b.V., Leiter Abteilung VI („WE“), Korpsnachschubführer/SS Panzer-Gen. Kdo., Truppenübungsplatz Bergen (Nordholland). Seit 1.11.1942 Lazarett, Wien.

  • Mit Wirkung vom 5.2.1943 vom Generalkommando SS-Panzer-Korps zur Waffen-SS-Unterführerschule Radolfzell (USR) versetzt, dort ab 28.4.1943 zunächst WE-Leiter, Stabsabteilung VI („Weltanschauliche Erziehung“); damit zuständig für die „Ausbildung“ der angehenden Unteroffiziere in NS- und SS-Ideologie. Kompanieführer der 1. und 3. Komp. an der USR. Kdr. des USR-„​Re­gi­ments Ra­dolf­zell“ bei den verlustreichen Kämpfen um den Brückenkopf Elsass (Dezember 1944-Januar 1945), Nach­fol­ger von SS-Standartenführer Willi Braun, danach stell­ver­tre­ten­der Kom­man­deur der Un­ter­füh­rer­schu­le bis zur Auflösung derselben am 3. Mai 1945.
  • Am 20. Juli 1944 befahl Groß die Tötung zweier in Öhningen und Wangen gefangen genommener amerikanischer Piloten, Richard V.S. Newhouse und Howland J. Hamlin, die kurz nach dem Luftangriff der 756th Bomber Squadron auf Friedrichshafen mit ihren Fallschirmen aus ihrer beschädigten Maschine über dem Bodensee abgesprungen waren.8 Die beiden Kriegsgefangenen wurden Stunden später in einem Wald zwischen Gundholzen und Iznang von den USR-Offizieren Adolf Mattes und Rudolf Spletzer hinterrücks – im Jargon der Täter »auf der Flucht« – erschossen. Noch in der Nacht wurden sie auf dem städtischen Friedhof Radolfzell von der SS anonym verscharrt und auf einem Schild an der Grabstelle als „Luftgangster“ bezeichnet. Nach 1945 wurden ihre sterblichen Überreste auf dem Amerikanischen Kriegsgräberfriedhof in Saint-Avold, Frankreich, beigesetzt.
  • Als stellvertretender Kommandeur der USR hielt Sturmbannführer Groß - lt. SS-Personalakte eine „bestqualifizierte Führerpersönlichkeit“ - am 15. April 1945 im „Scheffelhof“ eine berüchtigte, von einem Zeitzeugen als „flammend“ bezeichnete Durchhalterede vor dem gesamten Radolfzeller 'Volkssturm' und der HJ: „Am Abend des 15. April 1945, es war ein Sonntag, hielt im Scheffelhofsaal ein SS-Offizier eine Rede, die sich anzuhören alle Männer vom 14. bis 70. Lebensjahr verpflichtet waren. Ich ging in meiner Uniform der Hitlerjugend dahin (…). Der SS-Mann hielt eine flammende Rede, Radolfzell müsse unter allen Umständen verteidigt werden. Selbst wenn die Stadt nicht zu halten sei, so würde man später doch sagen können, dass die tapferen Männer von Radolfzell auf den Trümmern ihrer Stadt bis zum letzten Blutstropfen gekämpft und ihr Leben für Führer, Volk und Vaterland geopfert hätten.“9 Laut eines weiteren Zeitzeugen dieser Rede drohte Groß an, dass gegen eine „die Widerstandskräfte zersetzende Stimmung (…) mit den härtesten Mitteln vorgegangen werde.“ Schon zwei Wochen zuvor hatte Groß die 'Volkssturm'-Führer in einem Vortrag entsprechend instruiert und dabei „das große Interesse der Bevölkerung an angeblichen Verhandlungen über die Einrichtung weiterer Lazarette und Erklärung der Stadt Radolfzell als Lazarettstadt als Minderwertigkeitspsychose und als Zeichen mangelnden Kampfgeistes scharf kritisiert.“ 10
  • Am 21.4.1945 erging ein letzter Einsatzbefehl an die neu aufgestellte 'Kampfgruppe Groß': etwa 100 SS-Männer der USR rückten in den Raum Stockach ab. In Wahlwies wurde Groß selbst bei einer Schießerei mit dem eigenen 'Volkssturm' verwundet, der sich dort geweigert hatte, die Panzersperre zu schließen; dabei wurden vor und im Rathaus vier Wahlwieser erschossen. Die Ermittlungen zu diesen Morden führte 1950/51 die Staatsanwaltschaft Konstanz; das Verfahren wurde schließlich nach Auswertung der Zeugenaussagen wegen angeblicher Unmöglichkeit, Groß die Erschießungen eindeutig nachzuweisen, eingestellt. Die aufschlussreichen Untersuchungsakten und Vernehmunsprotokolle (u. a. von Kurt Groß) sind im Staatsarchiv Freiburg überliefert (StAF 178/2 Nr. 14). Die nach Groß benannte USR-Kampfgruppe erschoss ferner am 23. April 1945 im bereits befreiten Stockach fünf Angehörige der französischen Streitkräfte und zwanzig Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, nachdem die Franzosen die Stadt am 21.4. bereits erreicht, doch bis auf einen kleinen Trupp wieder verlassen hatten. Unter dem Eindruck allgemeiner Absetzungsbewegungen der deutschen Verbände setzte sich auch der verwundete Groß mit Resten der USR nach Dornbirn ab. In einem Lazarett heiratete er dort noch am 29. April 1945 eine Radolfzeller Volksschullehrerin nach den Statuten der SS, nachdem die obligatorische Ehegenehmigung von Himmler erteilt worden war. In Klösterle am Arlberg wurde Groß von den französischen Militärbehörden schließlich festgenommen und später an die amerikanische Militärgerichtsbehörde übergeben.
  • Wegen seiner Verantwortung für die Morde an den beiden amerikanischen Piloten wurde Groß 1947 in einem Dachau-​Nach­fol­ge-​ und Flie­ger­pro­zess, Case No 12-43 (US vs. Kurt Gross et al) (26.9. - 8.10.1947) zu le­bens­lan­ger Haft ver­ur­teilt. Antritt der Haftstrafe im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech. Während seiner Haftzeit war Groß mit anderen Häftlingen Kursleiter und Vortragsredner in der Landsberger Gefängnisschule, die seit 1954 vom ebenfalls einsitzenden Kriegsverbrecher Joachim Peiper geleitet wurde. Groß hielt nachweislich u.a. Vorträge zur Jagdkunde(!).11
  • Die Nachkriegskarriere und ein angebliches „Fehlurteil“
    Bereits am 15.5.1955 trat der vorzeitig aus dem Landsberger Kriegsverbrechergefängnis Entlassene als Geschäftsführer in die Kienbaum-Unternehmungsberatung in Gummersbach ein und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung am 30.9.1977 im Ressort Personalberatung und Führungsnachwuchs in der Industrie. Groß starb am 28.12.1977 in München und wurde in Graz beerdigt.
  • Ein Nachruf:
    „(Ernst) Schimke und Dr. Groß leiten während meiner politischen Tätigkeit das Unternehmen erfolgreich. Kurt Groß hatte ich über einen Landtagsabgeordneten12 kennengelernt, sein Schicksal interessierte mich. Er war von den Amerikanern als Kriegsverbrecher verurteilt worden, weil Soldaten einer von ihm kommandierten Einheit flüchtende Flieger erschossen hätten(!), was offenkundig ein Fehlurteil(!) war. Kurt Groß ist von Hause aus Jurist und hat mit meiner Firmentätigkeit wenig am Hut, wie er mir zu verstehn gab. Doch er verfügt über beachtliches organisatorisches Talent und ist auch als Jurist sehr beschlagen. Beide, Schimke und Groß, ziehen nunmehr (1955) in Gummersbach die Fäden, während ich im Landtag Politik mache. (…) Seit 1970 habe ich den Vorsitz in der Geschäftsführung der Kienbaum Unternehmensberatung, Ernst Schimke ist mein 1., Kurt Groß der 2. Stellvertreter. Die Troika kann nach meiner Rückkehr aus Bonn mit voller Kraft arbeiten.“ Zit. Kienbaum, Gerhard: Am Anfang war der Rat. Autobiographie, Berlin, Frankfurt a. M., Ullstein 1995, S. 239 / 333.
  • Letzte Wortmeldung:
    Computerwoche 25 (1976):
    „Der Personalberater kann im Rahmen eines Beratungsauftrags bei der Suche und Auswahl von Spitzenkräften für die Besetzung offener Führungspositionen in der Wirtschaft mitwirken. Dr. Kurt Groß von der Kienbaum Unternehmungsberatung GmbH (Gummersbach):
    Wir suchen laufend führende EDV-Kräfte, soweit das im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen liegt. Voraussetzung ist, daß auf den gesuchten DV-Mitarbeiter eine der drei folgenden Bedingungen zutrifft:
    1. Er übt bedeutende Arbeitgeberfunktionen aus, zum Beispiel als Vorstandsmitglied, Geschäftsführer, Betriebsleiter, Prokurist, Leiter einer Betriebsabteilung oder Leiter einer Personalabteilung
    2. Er führt hochqualifizierte Arbeit planender, prüfender, entwerfender, forschender oder beratender Art, im wesentlichen auf eigener Entschlußkraft beruhend, mit erhöhter Verantwortung aus, oder
    3. Er ist als unmittelbarer Nachfolger für eine derartige Position in Aussicht genommen (Nachwuchskraft im engeren Sinn).“ Vgl. a. Wikipedia

Adolf Mat­tes

SS-​Ober­sturm­füh­rer der Un­ter­füh­rer­schu­le Ra­dolf­zell. Er­schoss am 20. Juli 1944 zu­sam­men mit Ru­dolf Splet­zer die zwei ge­fan­ge­nen ame­ri­ka­ni­schen Pi­lo­ten „auf der Flucht“. 1947 in einem Dachau-​Nach­fol­ge-​ und Flie­ger­pro­zess Case No 12-43 (US vs. Kurt Gross et al) zu le­bens­lan­ger Haft ver­ur­teilt.

Ru­dolf Splet­zer

SS-​Ober­schar­füh­rer der Un­ter­füh­rer­schu­le Ra­dolf­zell. Er­schoss am 20. Juli 1944 zu­sam­men mit Adolf Mat­tes die zwei ge­fan­ge­nen ame­ri­ka­ni­schen Pi­lo­ten „auf der Flucht“. 1947 in einem Dachau-​Nach­fol­ge-​ und Flie­ger­pro­zess Case No 12-43 (US vs. Kurt Gross et al) zu le­bens­lan­ger Haft ver­ur­teilt.

Edu­ard Mack

SS-​Un­ter­sturm­füh­rer. Be­tei­ligt am Be­fehl zur Er­schies­sung der 2 ge­fan­ge­nen ame­ri­ka­ni­schen Pi­lo­ten. 1947 in einem Dachau-​Nach­fol­ge-​ und Fliegerprozess Case No 12-43 (US vs. Kurt Gross et al) zu 5 Jah­ren Haft ver­ur­teilt.

Tho­mas Asch­ner

SS-​Rot­ten­füh­rer?. Als Fah­rer be­tei­ligt am Be­fehl zur Er­schies­sung der 2 ge­fan­ge­nen ame­ri­ka­ni­schen Pi­lo­ten. 1947 in einem Dachau-​Nach­fol­ge­pro­zess Case No 12-43 (US vs. Kurt Gross et al) zu 3 Jah­ren Haft ver­ur­teilt.

Freisprüche

Willi Kurt Josiger, (geb. 2.5.1888)

SS-Unterscharführer, vgl. Case Nr. 000-50-2-47 (US vs Josef Glashauser et al), tried 10. January 1947. SS-Wachmann in den Außenkommandos Radolfzell und Feldafing, sowie Postenführer im Stammlager. Aussage 21.11.1946, NARA Trials of War Criminals RG153 B203; zit. Schalm, S. 121

Anton Alexander Karch (geb. 8.12.1903)

Dienstgrad unbekannt, vgl. Case Nr. 000-50-2-47 (US vs Josef Glashauser et al)

Sonstige Ermittlungen

Weitere, namentlich bekannte Angehörige des Dachauer SS-Wachpersonals und der Unterführerschule, die am Schießplatzgelände als Wachen bzw. in der Bauleitung eingesetzt waren, lt. Zeugenaussagen ehemaliger Häftlinge im Rahmen staatsanwaltlicher Vorermittlungen der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung Nationalsozialistischer Verbrechen, Ludwigsburg, in den 70er Jahren. Das Verfahren wurde schließlich am 12.9.1978 von der Staatsanwaltschaft Konstanz eingestellt. Begründung: „Nichtermittlung des oder der Täter, insbesondere der Person namens Jacob oder Jakob Stock gemäß § 170 Abs. 2 StPO.“13

Karl Klein (geb. 24.11.1906 in Kaiserslautern)

vmtl. SS-Oberscharführer (Drehsen, Bl. 166). Mai 1941-April 1942 im Außenkommando Radolfzell (vgl. BArch B 162/16384, Bl. 149).

Hans Kränzlein (geb. 7.5.1919)

SS-Scharführer, 1937/38 Stammlager Dachau, Mai 1941-1942 in Radolfzell, danach SS-Division Nord, Finnland (vgl. BArch B 162/16384, Bl. 149).

Georg Glück (geb. 10.4.1907)

SS-Scharführer, zuletzt wohnhaft in Walldorf / Hessen (a.a.O.).

Georg Fischer (geb. 30.1.1890)

SS-Mann, zuletzt wohnhaft in Marktgraiz/Bayern (a.a.O.).

Johann Deißler (16.5.1894-13.12.1959)

SS-Rottenführer (a.a.O., Bl. 150).

Gustav Powileit (geb. 3.3.1899)

SS-Rottenführer, 1942-1945 Wachmann im Außenkommando Radolfzell (a.a.O.)

Pius Wernet (16.6.1889-6.12.1957)

SS-Hauptscharführer, Januar 1942-Januar 1943 in Radolfzell (a.a.O., Bl. 150), stammte vmtl. aus Radolfzell und wohnte dort in der SS-Wohnsiedlung: „Er war so eine Art Ingenieur und leitete die Arbeiten auf dem Schießplatz, soweit Vermessungen und so etwas vorgenommen wurden.“ (Aussage Drehsen, a.a.O., Bl. 166)

Franz–Josef Schneider (geb. ?-?)

vmtl. SS-Oberscharführer, „war auch so eine Art Ingenieur, auch er wohnte in einer SS-Dienstwohnung in Radolfzell. Er kam öfters mit Zeichnungen und Skizzen auf den Bauplatz. Er war meistens mit dem Lagerkommandanten Seuß zusammen (…). (Dienstgrad: ) Er trug zwei Sterne und einen Balken.“ (Aussage Drehsen, a.a.O., Bl. 167)

Ludwig Schilling (geb. 8.11.1895)

SS-Unterscharführer, Mai 1941-September 1941 in Radolfzell (a.a.O., Bl. 152)

(Ludwig) Schmidt/Schmitt (geb. vmtl. in Mönchengladbach, gestorben 1976 in Mönchengladbach)

SS-Rottenführer oder SS-Unterscharführer, lt. Zeuge Josef Drehsen war Ludwig Schmidt „eine Art Stellvertreter“ von Kommandoführer Josef Seuß (BArch B 162/16384, Bl. 165 f.). Mutmaßlich ist es dieser Angehörige der SS-Wachmannnschaft gewesen, „ein SS-Unterführer, er kann auch Rottenführer gewesen sein, mit Namen Schmidt (phon.) “, der nach Aussage des Zeugen Alfons Krzbietke einen Häftling auf dem Schießplatzgelände erschoss. Vor dem Kriminalkommissariat München sagte Alfons Krzebietke am 24. März 1969 wie folgt aus: „Während meines Aufenthaltes in Radolfzell (Mai 1941-Herbst 1942) habe ich nur eine Häftlingstötung miterlebt. Anfangs 1942 (!), während der Arbeiten am Schießstand, sah ich, wie der SS-Unterführer, er kann auch SS-Rottenführer gewesen sein, mit Namen Schmidt, einem mir namentlich nicht bekannten Häftling, der an der Lore arbeitete, die Mütze vom Kopf riss und diese außerhalb der Postenkette warf. Als der Häftling dann auf seinem Befehl die Mütze holen wollte und sich außerhalb der Postenkette begab, wurde er von Schmidt mit dem Karabiner erschossen. Nähere Einzelheiten von Schmidt sind mir nicht erinnerlich; ich würde ihn aber auf einnem Lichtbild sofort wieder erkennen.“ (BArch B 162/16384, Bl. 72) Möglicherweise handelte es sich bei dem erschossenen Häftling um Jacob Dörr; dieser allerdings wurde nachweislich bereits am 11. November 1941 auf dem Schießplatzgelände auf die von Krzebietke geschilderte Art erschossen.

Jakob Stock (?-?)

SS-Unterscharführer, aus Sachsen stammend, lt. Zeugenaussage vom ehemaligen Häftling Josef Drehsen, 8.12.1976, Amtsgericht Mönchengladbach, AS 23-31), erschoss Stock kurze Zeit vor Rücküberstellung Drehsens nach Dachau ( 26.8.1942) zwei Häftlinge bei der Arbeit im Schießgelände. „Ziemlich gegen Ende meines Aufenthalts in Radolfzell war ich Zeuge, wie von einem Wachposten zwei Häftlinge erschossen worden sind. Die beiden Häftlinge waren dabei, eine Böschung oben einzuebnen. Ich war mit anderen Häftlingen unterhalb der Böschung mit Arbeiten beschäftigt. Plötzlich hörten wir zwei Schüsse. Die beiden toten Häftlinge lagen noch innerhalb des Arbeitsplatzes oben auf der Böschung. Einer der beiden hieß mit Vornamen Fritz. Den Namen des anderen weiß ich nicht mehr. Der SS-Mann, der die tödlichen Schüsse abgegeben hat, hieß Jakob Stock und stammte aus Sachsen. Er hat hinterher erklärt, daß die beiden Häftlinge flüchten wollten. Ich bin ganz sicher, daß dieser SS-Mann Jakob Stock hieß. Der Mann ist später SS-Unterscharführer geworden; zum Zeitpunkt der Schüsse war er meiner Erinnerung nach SS-Oberrottenführer (sic!). Sein Ärmelabzeichen bestand aus zwei Winkeln.“ (vgl. BArch B 162/16384, Bl. 164 verso).

Einzelnachweise

1 Recherchen und Text: Markus Wolter, Freiburg-Emmendingen 2014-2021.
2 Vgl.: Strittmatter, Wolf-Ulrich: Bernhard Dietsche - „Ich blieb ein Bergsteiger und Wanderer in Uniform, auch während des Krieges“, in: Proske, Wolfgang (Hg.): Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. Band 4, NS-Belastete aus Oberschwaben, Kugelberg Verlag, Gerstetten 2015, S. 84-97.
3 Vgl.: Westemeier, Jens: Hans Robert Jauß. Jugend, Krieg und Internierung. Konstanz University Press, Konstanz 2016, S. 55 ff.
5 Vgl.: Aleksander Lasik: Die Personalbesetzung des Gesundheitsdienstes der SS im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in den Jahren 1940-1945, in: Hefte von Auschwitz 20, Auschwitz, Verlag Staatliches Auschwitz-Museum 1997, S. 339; Raphael Gross / Werner Renz (Hrsg.: Der Frankfurter Auschwitz-Prozess. Kommentierte Quellenedition. Band 2, Frankfurt, Campus Verlag 2013,S. 978.
6 Vgl.: Ueltzhöffer im Verzeichnis des SS-Lagerpersonals von Auschwitz, Instytut Pamięci Narodowej.
7 Alle personenbezogenen Recherchen und Text: Markus Wolter, 2019. Vgl.: Meldekarte Julius Ueltzhöffer, Einwohnermeldamt Rielasingen; vgl. auch Klee, Ernst: Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. ein Personenlexikon. Frankfurt, S. Fischer 2013, S. 408.
10 Zit. nach Albert Schreiber: Volkssturm-Batl. 126 Radolfzell - Die Vorgänge in der Zeit vom 8. April 1945-25. April 1945. Typoskript Ende Mai 1945. Dokumentenarchiv Markus Wolter.
11 Vgl. Jens Westemeier: Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Kriegs- und Nachkriegszeit, Paderborn 2014, S. 415ff.
12 Kurt Groß' Unterstützer bleibt namentlich ungenannt; im 3. Düsseldorfer Landtag (1954-1958) gab es aufgrund ihrer NSDAP- und SS-Vergangenheit zahlreiche Abgeordnete, die in Frage kämen, besonders in der FDP-Fraktion, der auch Gerhard Kienbaum angehörte, so etwa die Juristen Dr. Heinz Lange, wie Groß ein ehemaliger Angehöriger der SS-Division "Reich", und Dr. Ernst Achenbach, der eine Generalamnestie für NS-Täter forderte und wesentlichen Einfluss auf das Straffreiheitsgesetz von 1954 nahm. Vgl. hierzu: Michael Klepsch: 60 Jahre Landtag Nordrhein-Westfalen. Das vergessene braune Erbe, Düsseldorf 2011.
13 Zit.n. Wolter 2011