Historische Aufarbeitung der NS-Zeit, Erinnerungspolitik und Gedenken in Radolfzell seit dem Jahr 2005.
Inhaltsverzeichnis
[Ein-/Ausblenden]2024
- 20.05.2024 - "Initiative Stolpersteine-Radolfzell'': Zehn Jahre nach den ersten Stolperstein-Verlegungen 2014 werden von Gunter Demnig zwei weitere Stolpersteine im Radolfzeller Stadtgebiet verlegt: für Nikolaus Honsell (1887-1940), Scheffelstr. 3, und Luise Fischer (1887-1940), Hindenburgstr. 11, Radolfzell-Böhringen, die beide lange Zeit Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Reichenau waren, bevor sie 1940 im Rahmen der "Aktion T4" im Vernichtungszentrum Grafeneck ermordet wurden.
2023
- 15.11.2023 – "Initiative Stolpersteine-Radolfzell": 80. Jahrestag – Flucht der KZ-Häftlinge Leonhard Oesterle und Oldrich Sedlacek von SS-Kaserne Radolfzell nach Berlingen (CH). Geführte Radtour vom Seetorplatz zur ehemaligen SS-Kaserne und von dort zum Herzengelände.
- 09.11.2023 - Gedenken an die Reichspogromnacht 1938: "Initiative Stolpersteine-Radolfzell": Öffentliche Reinigung der 28 Stolpersteine im Stadtgebiet.
- 06.11.2023 Auf Anregung des "Arbeitskreises Erinnerungskultur" werden die Straßenschilder der nach Häftlingen des Dachauer KZ-Außenkommandos Radolfzell benannten Straßen Jakob-Dörr-Str., Fritz-Klose-Weg und Leonhard-Oesterle-Str. um Informationstafeln ergänzt. Vgl.: Singener Wochenblatt, 6. November 2023.
- 27.04.2023 "Projektgruppe Radolfzeller Gedenkstätten": Übergabe der neuen, textlich leicht überarbeiteten Infotafel an der Gedenkstätte "Ehemaliger Schießstand der Waffen-SS, Radolfzell".
2022
- 20.10.2022 Der Kulturausschuss des Radolfzeller Gemeinderates beschließt (9 Ja-, 0 Nein-Stimmen) in seiner Sitzung am 20. Oktober 2022: "Der ehemalige SS-Schießstand wird in seinem Bestand und als Gedenkstätte erhalten. Die für das Haushaltsjahr 2023 erforderlichen Mittel in Höhe von 5.200 € werden im Ergebnishaushalt angemeldet." Dieser Betrag ist zunächst für die Erneuerung (Ersetzung) der beschädigten und verschmierten Informationstafel vorgesehen. Zum "weiteren Vorgehen" heißt es in der Beschlussvorlage (Vorlagentext: Stadtarchiv, Hildegard Bibby): "Wesentlicher Inhalt:
Bestandserhaltung: entsprechende Maßnahmen zur langfristigen Erhaltung der Gedenkstätte
Pflege: Verwahrlosung vermeiden und Sichtbarmachung der Gedenkstätte gewährleisten
Vermittlungsarbeit: Erneuerung der Informationstafel, didaktische Vermittlung der Gedenkstätte im Stadtmuseum und Konzipierung einer thematischen Wanderung" (Beschlussvorlage, Sitzungsbericht, Anlagen siehe unter: Bürgerinfo Gemeinderat, Kulturausschuss, 20. Oktober 2022). Anders als es in der Beschlussvorlage steht und anders als der Südkurier am 28. Oktober 2022 berichtete, soll in der Zukunft -keine- Beweidung des Gedenkstättenareals mehr stattfinden. Die Projektgruppe Radolfzeller Gedenkstätten hatte noch vor der Sitzung in einem Schreiben an den Kulturausschuss und das Stadtarchiv darauf hingewiesen, dass eine angemessene und würdevolle Gedenkstättenarbeit durch eine Wiederaufnahme der Beweidung verhindert würde. Vgl. Laura Marinovic: Gedenkstätte wird hergerichtet. Ehemaligem SS-Schießstand droht Zerfall", in: Südkurier, 28. Oktober 2022 - März 2022 Die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße (siehe unten) wird vorgenommen; seit März 2022 trägt sie nun den Namen Magnolienstraße. Im Beisein der Anwohnerinnen und Anwohner sowie Bürgermeisterin Monika Laule brachten Mitarbeiter der Stadt Radolfzell die neuen Straßenschilder an. "In ihrer Ansprache dankte Monika Laule der Konstanzer Historikerin Heike Kempe, die die Stadtverwaltung mit Fachwissen unterstützt hat, sowie den Mitgliedern des Arbeitskreises Erinnerungskultur, die sich in der Vergangenheit für die Umbenennung der Straße eingesetzt hatten." Zit.: Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße, unter: www.radolfzell.de.
2021
- 06.12.2021 Nachdem sich der Radolfzeller Gemeinderat wider besseres Wissen (Gutachten und Empfehlung der Konstanzer Historikerin Heike Kempe) im Jahr 2013 für keine Umbenennung entscheiden konnte, wird diese acht Jahre später endlich beschlossen: die Lettow-Vorbeck-Straße wird einen anderen Namen bekommen. Vgl. Südkurier, 6. Dezember 2021.
- 14.11.2021 Erstmals seit 1952 wird in Radolfzell ein Volkstrauertag - nicht - am umstrittenen "Kriegerdenkmal" am Luisenplatz abgehalten, sondern auf dem Areal der ehemaligen SS-Kaserne; allerdings nicht - wie immer wieder als Alternative vorgeschlagen - an der 2013 eingerichteten "Erinnerungsstätte" mit den Informationsstelen, sondern im RIZ-Innenhof am "Baum der Deutsch-Französischen Freundschaft", wo in diesem Jahr auch die Kränze abgelegt werden. Die Gedenkrede hält Roland Dost vom Deutsch-Französischen Club Radolfzell; ihr Focus ist die Deutsch-Französische Geschichte, die Besatzungszeit in Radolfzell und die "Franzosenkaserne" als die "Wiege der Deutsch-Französischen Freundschaft".
- 08.05.2021 "Radolfzell: Heraus zum 8. Mai!" - Antifaschistische Kundgebung und Informationsveranstaltung auf dem Luisenplatz; verbunden mit der Forderung, den Tag der bedingungslosen Kapitulation und des alliierten Sieges über NS-Deutschland 1945 zu einem nationalen Feiertag und Tag des Antifaschismus zu erheben: "In Deutschland soll dieser Tag die Bedeutung bekommen, die er für Überlebende, Alliierte und Antifaschist*innen hat – ein Tag des Gedenkens, ein Tag des Feierns und ein Tag des Antifaschismus!"
Erneuert wird die Kritik an der Gedenkkultur und Geschichtsaufarbeitung der ehemaligen SS-Garnisonsstadt Radolfzell, gerade auch im Hinblick auf den geschichtlich kontaminierten Luisenplatz, das 1938 dort eingeweihte NS-"Kriegerdenkmal" und dessen Täter-Opfer-Gleichsetzung auf den Namenstafeln: "Unter der Überschrift „Opfer“ sind in dieser Stadt Täter des Nazi-Regimes am Luisenplatz gelistet – zudem ziert bis heute eine Wehrmachtssoldaten-Statue diesen Ort. Daher rufen wir dieses Jahr erneut zum Protest im Hinterland auf – Radolfzell Fehler aufzeigen: Wir wollen keine Nazi-Kunst auf unseren Straßen, kein deutsches Vertuschen, kein Gedenken an Täter und keinen Ort, der heute noch von Neonazis aufgesucht wird, um ihre faschistischen Ideologien zu feiern." Vgl.: seemoz, 8. Mai 2021 - März 2021 Im Stadtarchiv wechselt nach 15 Monaten erneut die Leitung: Hildegard Bibby, bislang stellvertretende Leiterin, löst Katrin Koyro ab.
2020
- 09.11.2020 Relaunch des Wiki "Radolfzell zur NS-Zeit"
- 24.09.2020 Im Gedenkjahr - 80 Jahre „Euthanasie“-„Aktion T4“ - kommt es zur Verlegung von fünf weiteren Stolpersteinen im Stadtgebiet von Radolfzell. Sie gelten Josepha Trost, geb. Klaus, Opfer der „Euthanasie“-„Aktion T4“ 1940, sowie Hermine Bauer und den Geschwistern Josefine Fetzer, Anna Fetzer und Agnes Zimmermann, geb. Fetzer , die nach Maßgabe des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuches“ zwischen 1934 und 1939 zwangssterilisiert wurden. Vgl. Verlegte Stolpersteine in Radolfzell
- 24.09.2020 Der tradierte Narrenvers "Fetzer, Fetzer Fine, alte Dreschmaschine" verbietet sich in Zukunft.
Am 17. Februar 2020 wurde die Narrenzunft „Narrizella Ratoldi“ schriftlich darüber informiert, dass sich der traditionelle, an der Radolfzeller Fastnacht seit Jahrzehnten zur Melodie des Allensbacher Narrenmarsches gesungene Narrenvers „Fetzer, Fetzer Fine, alte Dreschmaschine“ nachweislich gegen Josefine Fetzer, ein Opfer des Nationalsozialismus, richtet und diese ad personam verhöhnt. In diesem Jahr war „Fe(t)zer Fine“ außerdem als Spottbild auf dem an der Straßenfastnacht 2020 verkauften "Brettle" der "Narrizella Ratoldi" (Bild) zu sehen. Die bereits gefertigten Brettchen wurden trotz vorheriger Information nicht aus dem Verkehr gezogen, sondern vollständig abverkauft.
Am 24.9.2020 nimmt „Narrizella“-Präsident Martin Schäuble in seiner Rede (Redemanuskript (PDF)) bei der Stolpersteinverlegung für die Geschwister Fetzer hierzu persönlich Stellung und entschuldigt sich im Namen der Narrenzunft: „Wir Radolfzeller Narren sind alle über diesen Stein gestolpert“, so Schäuble. Nachfolgende interne Recherchen, wann und wie der Spruch enstand, seien ins Leere gelaufen. Den laut Schäuble „oberflächlich harmlos wirkenden Reim“ sehe man vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse nun anders; eine weitere Verwendung des Narrenverses „Fetzer, Fetzer Fine“ verbiete sich in Zukunft, so Schäuble.
Vgl.: Anna Maria Schneider: Radolfzell vergisst seine Opfer nicht: Fünf Stolpersteine für Opfer von Euthanasie und Zwangssterilisation sind verlegt worden, Südkurier, 25. September 2020; Online. - 24.07.2020 Neuer Dokumentarfilm: „Carl Diez – Ich bleibe. Dokumentation eines Lebens in Demokratie und Diktatur“. Ein Film von Dieter Stadtfeld. Schwarzweiß und Farbe. 85 Min. Weikenmeier & Stadtfeld, Köln 2020. Der Film wird von den Urhebern am 24. Juli 2020 auf dem Videoportal Vimeo eingestellt: www.vimeo.com.
- 08.05.2020 Antifaschistische Kundgebung zum 8. Mai 2020 auf dem Luisenplatz mit ca. 40 TeilnehmerInnen.
- 2020 Nachfolgerin von Dr. Angelika Merk als neue Leiterin des Stadtarchivs Radolfzell wird nach einer etwa halbjährigen Vakanzzeit die Kunsthistorikerin Katrin Koyro.
2019
- 28. Oktober 2019 Zum Ersatz des vor rund einem Jahr im Zuge von Straßenbauarbeiten fahrlässig beseitigten und verloren gegangenen Stolpersteins für Karl Teufel wird in der Konstanzer Str. 30/1 ein von Gunter Demnig neu gefertigtes Exemplar verlegt.
- 2017-2019 Bereits seit 2017 wird die nördliche Hälfte des Langbahn-Areals der ehemaligen SS-Schießanlage Radolfzell als eine von der Stadtverwaltung, Abteilung Landschaft und Gewässer unter der Hand genehmigte Dauerweide (Ziegen u.a.) incl. Schutzhütte „genutzt“.
Den Zugang auf das seit 2014 von der LpB Stuttgart, Referat Gedenkstättenarbeit, offiziell als „Gedenkstätte“ ausgewiesene, im Eigentum der Stadt Radolfzell befindliche Terrain verhindert ein elektrisch geladener Weidezaun, an dem mehrere Hinweisschilder - „Vorsicht Elektrozaun!“ - jeden potentiellen Besucher der Gedenkstätte warnen bzw. das Betretungsverbot bedeuten.
Das 2015 in Radolfzell verabschiedete „Leitlinienkonzept“ zur „Erinnerungskultur“ wird mit dieser „Umnutzung“ einer KZ-Gedenkstätte eklatant unterlaufen und konterkariert. Der inoffizielle Genehmigungsvorgang und die Maßnahme selbst wurden im Vorfeld weder transparent noch öffentlich kommuniziert oder mit den städtischen Gremien (AK „Erinnerungskultur“) abgestimmt; geschweige denn der zivilgesellschaftlichen Gedenkinitiative bekannt gemacht. Eine angemessene und würdevolle Gedenkstättenarbeit ist unter diesen Umständen vor Ort erschwert oder unmöglich geworden. - 00.00.2019 Nach nur einem Jahr verlässt Dr. Angelika Merk Radolfzell. Die promovierte Historikerin war seit März 2018 Leiterin von Stadtarchiv, Stadtmuseum und der Abteilung Stadtgeschichte. Über den Hintergrund dieser Personalentscheidung wird nichts bekannt.
In Sachen städtischer Erinnerungskultur bzw. Umgestaltung des Luisenplatzes wurde Dr. Merk zuletzt im Mai 2018 mit den Worten zitiert: „Radolfzell muss sich nicht vor seiner Geschichte verstecken. Ohnehin tut die Stadt viel, um den Bürgern ihre Geschichte zu erklären." Vgl. Matthias Güntert: Sie will Geschichte entstauben, Singener Wochenblatt, 9. Mai 2018. - 08.05.2019 Die Stadtverwaltung von Radolfzell beginnt mit der Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses vom 6. November 2018 und pflanzt erste Rosen einer schnell wachsenden Sorte ("Friedenslicht") um das NS-Kriegerdenkmal (1938) auf dem Luisenplatz.
Für die in den letzten Jahren wiederholt vorgeschlagene grundlegende Umgestaltung des Ensembles aus NS-Soldatenskulptur, Namenstafeln (mit Nennung zahlreicher Angehöriger und Täter der Waffen-SS) und problematischer Gedenkinschrift (2011) über diesen Tafeln hatte sich im Gemeinderat ebensowenig eine Mehrheit gefunden wie für die vielfach angemahnte Verlegung des Volkstrauertags an einen anderen Ort in der Stadt. - 01.02.2019 „Landserweg“ - Umbenennung in „Fritz-Klose-Weg“
Mit der Auswechslung der Straßenschilder wird die im November 2018 vom Gemeinderat beschlossene Straßenumbenennung des „Landserwegs“ in „Fritz-Klose-Weg“ umgesetzt. Die Veränderung der Stadtpläne, Adress- und Telefonbücher und Straßenverzeichnisse wird folgen. Eine erläuternde Zusatztafel zu den neuen Straßenschildern ist bislang nicht vorgesehen. Vgl.: Matthias Güntert: Der Landserweg ist Geschichte., Südkurier, 1. Februar 2019.
2018
- 27.11.2018 Beschluss: der „Landserweg“ soll in „Fritz-Klose-Weg“ umbenannt werden
In seiner Sitzung vom 27. November 2018 beschließt der Radolfzeller Gemeinderat die Umbenennung des „Landserwegs“ in „Fritz-Klose-Weg“. Nach einer im Sommer 2018 an den Ältestenrat übermittelten Initiativanfrage hatte dieser eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. In der Initiativanfrage war von Markus Wolter die Umbennung in „Fritz-Klose-Weg“ vorgeschlagen worden, in Würdigung des - neben Jacob Dörr zweiten, namentlich bekannten KZ-Häftlings, der im Dachauer KZ-Außenkommando Radolfzell zu Tode kam: Fritz Klose (1904-1943).
Von dieser Straßenumbenennung unmittelbar betroffen ist die Bundespolizei, als einzige Anwohneradresse, im bisherigen Landserweg 11.
Beschlussvorlage: abgerufen auf: Ratsinformationssystem, Sitzungskalender (PDF) - 06.11.2018 Entscheidung in Sachen Umgestaltung des Luisenplatzes/Kriegerdenkmals bzw. künftiger Umgang mit dem Platz an Volkstrauertagen
In seiner Sitzung vom 6. November 2018 entscheidet der Kulturausschuss des Radolfzeller Gemeinderats über die verbliebenen Vorschläge zur Luisenplatz-Gestaltung („Begrünung“ und/oder Versetzung des Kriegerdenkmals); im Vorfeld waren sie Prüfaufträgen unterzogen worden.
Beschlossen wird:
1. „Pflanzung von weißen Strauchrosen (Sorte 'Sophie Scholl') um das „Gefallenendenkmal“ (6 x Ja, 4 x Nein, 1 x Enthaltung).
2. „Das Gefallenendenkmal wird - nicht - an einen anderen Standort versetzt“ (11 x Ja).
3. „Die Verlegung des Volkstrauertages an einen anderen Standort soll - nicht- stattfinden“ (8 x Ja, 3 x Nein.
Vgl.: Natalie Reiser: Weiße Rosen erinnern an Widerstandsgruppe gegen die Nazis, Südkurier, 7. November 2018. - 01.09.2018 Die neue Website NS-Kriegsdenkmal in Radolfzell und anderswo geht online. Bewusst wurde von Karlheinz Hug als Startdatum der 79. Jahrestag des Überfalls auf Polen gewählt, an dem sich auch Radolfzeller SS-Truppen beteiligten.
- 02.08.2018 Das Verbot der Luisenplatzkundgebung am 17.11.2017 durch die Stadt Radolfzell war rechtswidrig. Der Klage von AntifaschistInnen dagegen wurde diese Woche vom Verwaltungsgericht Freiburg stattgegeben. Bei der Kundgebung sollte zur NS-Vergangenheit von Radolfzell aufgeklärt und gegen die Aktivitäten der Nazipartei „Der III. Weg“ auf die Straße gegangen werden, was die Stadtverwaltung verhindern wollte. Vgl.:
- Radolfzeller Verbot einer Kundgebung gegen örtliche Nazistrukturen war rechtswidrig LinksRhein, 4.8.2018
- Radolfzell: Städtisches Demoverbot war rechtswidrig Seemoz, 9.8.2018
- Demo-Verbot war rechtswidrig Südkurier, 11.8.2018
- 18.07.2018 Demonstration gegen eine Tagung der AfD in der ehemaligen Kaserne der Waffen-SS Radolfzell.
Der Gedenkstättenort Radolfzell (Gedenkstele an der ehemaligen SS-Kaserne / KZ-Außenkommando) ist an diesem Tag ein polizeilich geschützter Tagungsort der AfD-Konstanz und ihres „Ehrengastes“, der AfD-Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag, Alice Weidel; ermöglicht von einem ahnungslos sich gebenden RIZ-Geschäftsführer, Bernhard Bihler.
Rund 100 Menschen demonstrierten mit einer lautstarken Mahnwache gegen die als „interne Tagung“ oder „Patenschaftsbesuch“ bezeichnete Propagandaveranstaltung des AfD-Kreisverbands Konstanz. Im Nachgang der Tagung kündigte dessen Sprecher, W. A. Schwaebsch, an, dass die AfD bei den Kommunalwahlen 2019 auch in Radolfzell mit einer eigenen Liste antreten werde.
Den Aufruf des SPD-Kreisverbands zur Protestveranstaltung unterstützten die SPD Radolfzell, FGL Radolfzell, Die Linke, Die Partei, das Bürgerbündnis Radolfzell für Demokratie (BRD), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie die Initiative Stolpersteine für Radolfzell. Die Mitglieder der „Alternative für Deutschland“ übten das ihnen vom Vermieter des RIZ an diesem Tag zugesprochene „Hausrecht“ aus und verwiesen mit Armbindenträgern („Ordnung“) und mit tatkräftiger Unterstützung von starken Polizeikräften die Demonstranten vom Gelände des RIZ-Grundstücks. Die Demo sei nur an der Gedenkstele gestattet; nicht auf dem Gelände des RIZ, so Radolfzells Polizeirevierleiter Willi Streit. Zu der Buchung der AfD im RIZ hatte sich der dafür verantwortliche Bernhard Bihler im Vorfeld nur zögerlich geäußert, er könne keine privaten Buchungen kommentieren und wisse nichts über den Inhalt der Veranstaltung.
"Ganz witzig hier, in diesem beschaulichen Radolfzell“ - Weidels Kommentar zu Protestrufen von Demonstrationsteilnehmern
Kurz nach 18.00 Uhr fuhr dann ein silberner Mercedes am Haupteingang des RIZ vor und Alice Weidel konnte ungestört am AfD-„Patenschaftstreffen“ teilnehmen: der Tagungsraum befand sich im ehemaligen Stabsgebäude. Die Rede wurde von der AfD live gestreamt und im Anschluss auf der Facebookseite des AfD-Kreisverbands Konstanz und auf youtube eingestellt.
Vgl.: Bericht im Seemoz, 19. Juli 2018.
Vgl.: Anna-Maria Schneider: Rund 100 Menschen demonstrieren gegen eine Tagung der AfD im Radolfzeller RIZ, Südkurier, 19. Juli 2018. - 15.06.2018 Karlheinz Hug: Vorschläge zum NS-Kriegerdenkmal in Radolfzell. Offener Brief an Oberbürgermeister Martin Staab, den Radolfzeller Gemeinderat, die Abteilung Stadtgeschichte, den Arbeitskreis Erinnerungskultur und an die Presse. Auf: Weblog von Karlheinz Hug, Hilzingen, 15. Juni 2018.
- 27.05.2018 Karlheinz Hug: Fragen zum NS-Kriegerdenkmal in Radolfzell. Offener Brief an den Radolfzeller Kulturausschuss und an den Arbeitskreis Erinnerungskultur. Auf: Weblog von Karlheinz Hug, Hilzingen, 27. Mai 2018.
- 15.05.2018 Der Kulturausschuss des Gemeinderats berät über die verbliebenen vier Vorschläge bzw. Prüfanträge zur „Umgestaltung des Luisenplatzes“ (vgl. 17. Oktober 2017):
1. Erläuterungstafel zu Großherzogin Luise von Baden; 2. Schaffung eines „Aufenthaltsortes“ mit zusätzlichen Sitzbänken; 3. Begrünung /Bewuchs des „Kriegerdenkmals“; 4. Versetzung des „Kriegerdenkmals“ an den Rand des Areals.
Verworfen werden die Erläuterungstafel und die Anbringung von Sitzbänken. Der neuerliche Vorschlag, die Namenstafeln auf den Waldfriedhof zu verlegen (Nina Breimaier) bzw. der Vorschlag von Norbert Lumbe, den Abriss des „Kriegerdenkmals“ und eine künstlerische Ausschreibung prüfen zu lassen, werden abgelehnt bzw. finden nicht die erforderliche Mehrheit. Eine dauerhafte „Verhüllung“ der Krieger-Skulptur, wie anlässlich des letzten „Friedensfests“, wird es wohl ebenfalls nicht geben. Breimaiers Anregung, die Volkstrauertage in Zukunft an einem anderen Ort in der Stadt zu begehen, werde man, so OB Staab, allerdings „mitnehmen“.
Beschluss als Empfehlung für den Gemeinderat:„Folgende Vorschläge zur Umgestaltung des Luisenplatzes werden von der Abteilung Stadtgeschichte in die Planung 2019 aufgenommen:
Das Gefallenendenkmal und die Namenstafeln auf dem Luisenplatz werden begrünt.
Das Gefallenendenkmal wird an einen anderen Standort auf dem Luisenplatz versetzt.“
Vgl.: Vorlage, Wortprotokoll und Beschluss der Kulturausschuss-Sitzung vom 15. Mai 2018.
Sprachregelung: Das sogenannte „Kriegerdenkmal“ sei, so Angelique Tracik, Fachbereichsleiterin Kultur, gar kein Kriegerdenkmal sondern ein „Gefallenendenkmal“ und auch als solches zu bezeichnen:
„Die aktuelle Literatur zu dem Thema, hier vor allem die Aufsätze von Martina Blaschka/Landesamt für Denkmalpflege, benutzen den Begriff „Gefallenendenkmal“, um Denkmale wie auf dem Lusienplatz zu definieren. Ein „Gefallenendenkmal“ erinnert in erster Linie an die Gefallenen und Vermissten eines Krieges, z.B. aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Das Gedenken gilt den Getöteten. Das trifft für den Luisenplatz in Radolfzell zu. Neben den beiden in den Kampf ziehenden Soldaten finden sich die Tafeln zu den Gefallenen und Vermissten.“
Vgl.: Isabelle Arndt: Zwischen Verhüllen und Verstecken. Radolfzell berät über Umgestaltung des Kriegerdenkmals, Südkurier, 18. Mai 2018. - 08.05.2018 Erneutes, extrem kurzfristiges Verbot einer seit Monaten angemeldeten Kundgebung zur „NS-Vergangenheit in Radolfzell“ auf dem Luisenplatz. Die Verbotsbegründung der Stadt Radolfzell: der Präventionsrat der Stadt und das Bürgerbündnis Radolfzell für Demokratie (BRD) würden dort ein Friedensfest veranstalten, das aber, wie FGL-Gemeinderätin Nina Breimaier zugab, später angemeldet worden war. Der Verbotsbescheid kam wieder einmal so kurzfristig, dass ein Eilverfahren für vorläufigen Rechtsschutz nicht mehr möglich war. Soviel zum Demokratiebegriff des Radolfzeller Bürgerbündnisses und der Radolfzeller Versammlungsbehörde. Der 8. Mai ist ein Feiertag anlässlich des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus.
- 21.04.2018 Die Stadt Radolfzell verbietet eine antifaschistische Versammlung am Luisenplatz und streicht den angemeldeten Demonstrationsweg dahin ohne weitere Begründung auf ein Minimum zusammen. Das Verbot wird in einem Eilverfahren zusammen mit zahlreichen anderen Auflagen als „offensichtlich rechtswidrig“ gekippt. Die Demonstration vom Bahnhof zum Luisenplatz konnte somit in vollem Umfang stattfinden. Die Radolfzeller Öffentlichkeit konnte über die Radolfzeller NS-Geschichte, die als „Opfer“ geehrten Radolfzell SS-Soldaten und die Aktivitäten der örtlichen Neonazis informiert werden.
- 12.03.2018 Nachfolgerin der bisherigen Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte, Katharina Maier, und neue Leiterin des Stadtarchivs sowie des Stadtmuseums Radolfzell wird die promovierte Historikerin und Medienwissenschaftlerin Dr. Angelika Merk.
- 14.02.2018 Karlheinz Hug: Überlegungen zum NS-Kriegerdenkmal in Radolfzell. Offener Brief an die Mitglieder des Radolfzeller Kulturausschusses und des Arbeitskreises Erinnerungskultur. Auf: Weblog von Karlheinz Hug, Hilzingen, 14. Februar 2018.
- 09.01.2018 Nach der Auflösung der Initiative "Stolpersteine in Radolfzell" im November 2017 kam es zur Neugründung einer Initiative "Stolpersteine- Radolfzell"
2017
- 26.11.2017 Die Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“ wurde aufgelöst. In Radolfzell sorgte sie in den Jahren 2012-2017 für die Verlegung von insgesamt 23 Stolpersteinen und organisierte mehrere Gedenk- und Informationsveranstaltungen zum Thema. Mit folgendem Anschreiben wurden im Februar 2018 Angehörige von NS-Opfern, Stolperstein-PatInnen und sonstige Interessierte und UnterstützerInnen über die Hintergründe informiert und auch darüber, wie es weiter geht. Anschreiben
- 17.11.2017 Gegen 14:30 Uhr bildet sich eine antifaschistische Spontandemonstration gegen das laut Verwaltungsgericht Freiburg rechtswidrige Luisenplatzverbot. Sie geht mit Rufen wie „Radolfzell, Behördenstadt, wir haben dich zum kotzen satt!“ bis zum Amtsgericht Radolfzell wo sie von der Polizei eingekesselt wird. Die spontane Versammlung wird auf Veranlassung der Stadtverwaltung und ohne Rechtsgrundlage aufgelöst. Es kommt zu Festnahmen und Strafanzeigen wegen angeblichen Aufrufs zu einer verbotenen Demonstration sowie Bußgeldbescheiden wegen der angeblichen Ordnungswidrigkeit, an einer verbotenen Demonstration teilgenommen zu haben. Dort, wo es zu Rangeleien bei der Festnahme gekommen war, versuchte der Staat den Antifas zusätzlich „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ anzuhängen.
Update: Von den fünf Ermittlungsverfahren mussten bislang (August 2018) drei eingestellt werden. Staatskasse und Stadtkasse trägen sämtliche Kosten für die Verfahren.- Vgl. Radolfzell: Bußgeld- und Strafverfahren gegen AntifaschistInnen eingestellt LinksRhein 22.8.2018
- 17.11.2017 Radolfzell verbietet die angemeldete Kundgebung “Welcome to Radolfzell“, bei der zur NS-Vergangenheit von Radolfzell aufgeklärt und gegen die Aktivitäten der Nazipartei „Der III. Weg“ auf die Straße gegangen werden sollte. Als Verbotsanlass reichten der Stadt einige Plakate auf dem Sockel des Kriegerdenkmals, die dort von unbekannten Personen angebracht worden waren. Sie konstruierte daraus eine Gefährdung der Sicherheit und Ordnung, die somit auch von der Kundgebung ausgehen sollte. Dieses Argument ist nicht schlüssig und stellt die Rechtstreue der Stadt Radolfzell in Frage. Die Kundgebung musste daraufhin abgesagt werden.
Update: Am 2.8.2018 wurde vom Verwaltungsgericht Freiburg festgestellt, dass das Verbot rechtswidrig gewesen war:- Vgl. Radolfzeller Verbot einer Kundgebung gegen örtliche Nazistrukturen war rechtswidrig LinksRhein, 4.8.2018
- Vgl. Radolfzell: Städtisches Demoverbot war rechtswidrig Seemoz, 9.8.2018
- Vgl. Demo-Verbot war rechtswidrig Südkurier, 11.8.2018
- 17.10.2017 Der Kulturausschuss des Radolfzeller Gemeinderats beschließt mehrheitlich, die Abteilung Stadtgeschichte damit zu beauftragen, unter den im „Arbeitskreis Erinnerungskultur“ zuvor gemachten 10 Vorschlägen zur „Umgestaltung des Luisenplatzes“ hinsichtlich „Umsetzbarkeit, Finanzierung und Sicherheit“ die folgenden vier, fett markierten, prüfen zu lassen:
- Glasverhüllung (einfarbig, farbig, beleuchtet. Das Denkmal wird durch eine Galskonstruktion verhüllt, welche z.B. farbig gestaltet sein kann.
- Grünbewuchs (Wilder Wein, Efeu, weiße Rosen). Das Denkmal wird von Pflanzen zugewachsen.
- Farbe (Anstrich, bunt). Das Denkmal wird farbig umgestaltet.
- Farbiges Gummigranulat (bunt und plastisch). Das Denkmal wird farbig und in seiner Form verändert.
- Texttafel Luise von Baden. Eine Erläuterungstafel zur Großherzogin soll den Namen des Platzes erläutern.
- Versetzung der Namenstafeln. Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen soll auf den Waldfriedhof versetzt werden.
- Schieflegung der Soldatenfiguren. Die Soldaten werden in ihrer Achse verschoben und sollen damit „schief“ dastehen, was ihnen die Bedrohlichkeit nehmen soll.
- Versenkung der Figuren. Die Figuren sollten entweder ganz oder zum Teil im Boden verschwinden, was ihnen die Höhe und damit Bedrohlichkeit nehmen soll.
- Schaffung eines „Aufenthaltsortes: Es soll ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität mit-- Spielgeräten und-- Bänken geschaffen werden. Der Luisenplatz soll dadurch mehr belebt werden.“
- Erklärungen in leichter Sprache. Die Erläuterungstafeln werden in leicht verständlicher Weise durch sogenannte „leichte Sprache“ ergänzt (Tafeln, Bildschirme, etc.) .
- Zusätzlich zu diesen Vorschlägen soll auch eine Versetzung der Soldatenskulptur an einen anderen Standort auf dem Luisenplatz geprüft werden.
„Der Gestaltungsvorschlag der Sprengung und Zerstörung des Denkmales wurde im Arbeitskreis Erinnerung ebenfalls diskutiert. Dieser Vorschlag wird hier nicht zur Auswahl gestellt, da es nicht den Leitlinien zur Erinnerungskultur entspricht, das Denkmal zu zerstören.“
Allgemeine Begründung:
„Operatives Ziel“:
„Eine zusätzliche Gestaltung des Luisenplatzes soll den Leitlinien zur Erinnerungskultur in Radolfzell entsprechen.
Die Zielsetzung ist eine weitere Sichtbarmachung der Geschichte des Luisenplatzes und Erläuterung des Soldatendenkmals.“
„Durch eine weitere erläuternde Gestaltung des Luisenplatzes, soll dem Platz (…) auch seine politische Brisanz für das rechts- oder linksextreme Spektrum genommen werden.“
Weiteres Vorgehen:
„Nach Prüfung der Umsetzbarkeit der ausgewählten Gestaltungsvarianten werden diese im Kulturausschuss im Mai 2018 vorgestellt. Anschließend soll ein Künstlerwettbewerb zur Umsetzung der ausgewählten Vorschläge stattfinden.“
Quelle: Beschlussvorlage, GR-Infosystem Radolfzell; Abstimmungsergebnis.
—
Kommentar: Abermals wurde weder die Entfernung des äußerst missverständlichen, 2011 angebrachten Banners - „Radolfzell gedenkt der Opfer der Gewaltherrschaft und der Toten aller Kriege“ - noch die dringend erforderliche Neuausrichtung des Volkstrauertags an einem anderen Ort in der Stadt erwogen bzw. beschlossen. Markus Wolter
2016
- 11.10.2016 Der Kulturauschuss des Radolfzeller Gemeinderats beschließt einstimmig, auf eine „weitere künstlerische Maßnahme“ am Luisenplatz zu verzichten, keinen Gestaltungswettbewerb auszuschreiben, und an der bisherigen „Gestaltung des Volkstrauertages“ am Kriegerdenkmal mit Kranzniederlegungen an den Namenstafeln der „Opfer“ festzuhalten. Der Beschlusstext im Wortlaut: „Beibehaltung der jetzigen Gestaltung am Luisenplatz mit den informativen Tafeln ohne weitere künstlerische Maßnahmen. Beibehaltung der regelmäßigen Aktionen zur Betonung des Friedensgedankens am Luisenplatz, z.B. Fahnenaktion, Begehung des Weltfriedenstages, aktuelle Gestaltung des Volkstrauertages, etc.“ (vgl. Niederschrift der KA-Sitzung vom 11.10.2016).
- 02.10.2016 Im Rahmen der diesjährigen „Kulturnacht“ wurden auf dem Luisenplatz 38 u.a. von Radolfzeller SchülerInnen gestaltete „Friedensfahnen“ rund um das „Kriegerdenkmal“ aufgestellt, die bis zum 13. November 2016 (Volkstrauertag) installiert bleiben sollten, um, so die Konzeption der städtischen Gedenkpolitik, dem historisch belasteten, aus der NS-Zeit stammenden Gedenk-Ensemble eine neue Bedeutung zu geben und den Luisenplatz in Zukunft zu einem „Platz des Friedens“ umzugestalten. Bereits in der Nacht vom 3. auf den 4.10.2016 wurden sämtliche Fahnen von bislang unbekannten Tätern entfernt bzw. gestohlen. Am Tatort fanden sich Flugblätter und Aufkleber der rechtsextremistischen Partei "Der III. Weg". Die Stadtverwaltung Radolfzell erstattete Strafanzeige gegen unbekannt. Im Juni 2016 hatte eine Demonstration von Mitgliedern der Neonazipartei durch die Innenstadt von Radolfzell für Aufsehen und die verspätete Information über die Anmeldung Unmut im Gemeinderat gesorgt; bereits am 8. Mai 2015 und auch 2016 war es am Kriegerdenkmal zu revisionistischen, volksverhetzenden „Heldengedenk“-Aktionen“ gekommen. In der Vergangenheit fanden sich im Stadtgebiet auch immer wieder Flugblätter in Briefkästen und fremdenfeindliche, rassistische Aufkleber auf Laternenmasten. Erst im August 2016 waren der Stolperstein für Alice Fleischel und die Gurs-Gedenktafel am Seetorplatz mit solchen Aufklebern überklebt und geschändet worden, was seinerzeit von einer Privatperson zur Anzeige gebracht wurde.
- 04.10.2016 Um diesen Aktionen in Zukunft auch präventiv entgegenzutreten, verabschiedete der Radolfzeller Gemeinderat in seiner Sitzung vom 4. Oktober 2016 eine Resolution „gegen jede Form von Gewalt, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, politischen Extremismus, Faschismus und Antiziganismus“(die Erklärung im Wortlaut). Anmerkung: Derzeit nicht abrufbar.
Vgl. Lisa Jahns: "Nach Diebstahl von Friedensfahnen: Stadt erstattet Anzeige gegen rechtsextreme Partei", Südkurier, 6.10.2016. - 02.07.2016 Verlegung von sieben Stolpersteinen in Radolfzell und Markelfingen
- 28.6.2016 Vortrag von Dr. Gabriel Richter, ZfP Reichenau: "Euthanasie" in Baden am Beispiel der seinerzeitigen Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz
2015
- 9. November 2015 Die Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“ beteiligt sich auch in diesem Jahr an der bundesweiten Mahnwache zur Reichspogromnacht 1938. Mit einer öffentlichen Reinigung der bislang verlegten 16 Stolpersteine wird der Opfer des nationalsozialistischen Regimes gedacht. In Ansprachen am Gurs-Mahnmal erinnert die von der Stolperstein-Initiative organisierte Gedenkveranstaltung an die jüdischen Opfer in der Region. Am Morgen des 10. November 1938 gingen von der ehemaligen Radolfzeller SS-Kaserne die Zerstörungen der Synagogen in Konstanz, den Landgemeinden der Höri und im Hegau sowie die Misshandlungen zahlreicher jüdischer Einwohner aus.
Bericht: Südkurier, 4.11.2015.
Kurzfilm von Günter Köhler: "Wider das Vergessen" (Dauer 2:42min). - 20. September 2015 Die Konstanzer Stolperstein-Initiative hat eine Exkursion zur Gedenkstätte Grafeneck organisiert. 10 Personen aus Radolfzell nehmen teil, darunter auch Angehörige von Radolfzeller „Euthanasie“-Opfern.
- 11. September 2015 Verlegung von 8 weiteren Stolpersteinen. Berichte: 1 , 2 , 3
- 8. September 2015 Historiker Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, spricht am 8.9.2015 in Radolfzell über das Thema „Grafeneck 1940 – Geschichte und Erinnerung“. Bericht vom Südkurier und von der Stolperstein-Initiative.
- 23. Juni 2015 Bei einer Sitzung des Kulturausschusses werden die vom „Arbeitskreis Erinnerungskultur“ in seiner Sitzung vom 26. Mai überarbeiteten „Leitlinien“ vorgestellt und beschlossen. Vgl.: "Leitlinien Erinnerung und Gedenken in Radolfzell. Lt. Beschlussvorlage gehören dem „Arbeitskreis Erinnerungskultur“ nun drei bürgerschaftliche Mitglieder an: FHG-Rektorin Ulrike Heller-Paulus, Elisabeth Burkart, Alfred Heim (bereits zurückgetreten); auf Vorschlag von Norbert Lumbe sollte auch Herbert Esser dem Gremium angehören; dieser hatte sich 2013 in einem Interview kritisch zu den Stolpersteinen für Lotte und Josef Bleicher geäußert und von der Stolpersteininitiative einen „korrekten“ und „sensiblen Umgang mit Geschichte“ eingefordert. Hintergrund: Stolpersteine für Josef und Lotte Bleicher
- In einem weiteren Beschlussvorschlag „zur Kenntnisnahme“ wird der Kulturausschuss über die Namen und Verlegestellen der Stolpersteine informiert, deren Verlegung für den 11. September geplant ist.
- Mai 2015 Nach einem Hinweis und einer Pressemitteilung der Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“ stellt die Stadtverwaltung Strafanzeige wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB) gegen regionale Mitglieder und Unterstützer einer rechtsextremen Partei, die am 8. Mai 2015 am Kriegerdenkmal eine „Gedenkfeier“ für die „Opfer unseres Volkes“ abhielten und die Aktion anschließend auf ihrer Website und verschiedenen facebook-Seiten in Wort und Bild dokumentierten.
- 20. April 2015 Erstmals trifft sich der neue, um Mitglieder aus der Bürgerschaft erweiterte Arbeitskreis „Erinnerung“ zu einer nichtöffentlichen Arbeitssitzung.
Tagesordnungspunkte:
1. Weiterentwicklung Konzept „Erinnerung“ und nächste Schritte.
2. Texttafeln zum Straßenschild der Lettow-Vorbeck-Str. oder Umbenennung? Der Entwurf der Konstanzer Historikerin Heike Kempe. - 24. März 2015 Im Rahmen einer Sitzung des Kulturausschusses wird von Seiten des Dezernats II (Fachbereich Kultur) ein „Konzeptentwurf Erinnerung und Gedenken“ vorgestellt, der Vorschläge für Leitlinien der künftigen „Erinnerungskultur“ der Stadt Radolfzell enthält. Zuvor wird in einem „Rückblick“ die bisherige Arbeit und die verschiedenen Ansätze in Sachen Gedenkkultur der Stadt und privater Initiativen zusammenfassend vorgetragen: Kommentierungstafeln am Kriegerdenkmal, Gedenkstätte an der ehemaligen SS-Kaserne, Informationstafel am ehemaligen SS-Schießstand, Stolpersteine, zeitgeschichtliche Dokumentation im Stadtmuseum. Erst im Laufe des Jahres sollen nun in und mit dem „AK Erinnerung“ beschlussfähige Leitlinien der offiziellen Erinnerungs- und Gedenkkultur entwickelt werden. Dem „AK Erinnerung“ werden neben den bisherigen fünf Vertreter/innen der Stadtverwaltung drei zusätzliche Personen angehören: zwei Vertreter/innen der Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“ und mit der Rektorin des Friedrich-Hecker-Gymnasiums, Frau Heller-Paulus, eine Vertreterin der Radolfzeller Schulen. Vgl. hierzu: Torsten Lucht: Radolfzell entwickelt Leitlinien der Erinnerungkultur, Südkurier, 17. März 2015.
2014
- 9. November 2014 Anlässlich der Reichspogromnacht von 1938 findet von 17:30 bis 18 Uhr eine Mahnwache vor der ehemaligen SS-Kaserne statt. Anschließend werden die im Juni des Jahres verlegten Stolpersteine geputzt. Diese Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Martin Staab. → Berichte im Südkurier, 10.11.2014 und Singener Wochenblatt, 12.11.2014
- August 2014 Der ehemalige SS-Schießstand und die ehemalige SS-Kaserne Radolfzell werden von der Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart, in die Liste der "Gedenkstätten in Baden-Württemberg" aufgenommen.
- 01.08.2014 Anlässlich einer Gedenkstunde am 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs werden am Luisenplatz fünf kommentierende Glas-Texttafeln zur Entstehungsgeschichte des Kriegerdenkmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Texte wurden von den Mitgliedern des städtischen Arbeitskreises „Erinnerungskultur“ verfasst (Achim Fenner, Norbert Lumbe, Christof Stadler und Markus Wolter), die gestalterische Umsetzung erfolgte durch den Radolfzeller Künstler Markus Daum. Die Kosten für die fünf Tafeln betragen etwa 11.500 Euro.
- 01.07.2014 Nachfolgerin des bisherigen Leiters der Abteilung Stadtgeschichte, Achim Fenner, und neue Leiterin des Stadtarchivs sowie des Stadtmuseums Radolfzell wird die 30-jährige studierte Archäologin und Historikerin Katharina Maier, M.A. Zuvor war sie Archiv- und Museumsleiterin in Marktoberdorf, Allgäu.
- 28.06.2014 Gunter Demnig verlegt die ersten 8 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus in Radolfzell. Um 18 Uhr hält Gunter Demnig sodann in der Tegginger Schule einen Vortrag zu seinem Kunstprojekt.
- Am 28. Juni 2014 verlegte Stolpersteine
- Ankündigung, Bildergalerie und Berichte 1 +2 im Südkurier
- Ankündigung 1 + 2 im Singener Wochenblatt
- 10.05.2014 Gedenkfeier für die Opfer von Krieg und Faschismus auf dem KZ-Friedhof Birnau. Es gibt u.a einen Redebeitrag der Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“.
- 13.02.2014 Der Radolfzeller Kulturausschuss berät über den Genehmigungsantrag der Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“. Er wird einstimmig angenommen. Der Initiative wird ausführlich Gelegenheit gegeben, das Gedenkkonzept vorzustellen und die Methoden der Recherche von Stolpersteinbiografien darzulegen. → Bericht im Südkurier vom 15.2.2014
2013
- 08.11.2013 Die Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“ reicht einen Antrag auf Genehmigung der Verlegung von Stolpersteinen in Radolfzell ein.
- 27.09.2013: Benefiz-Veranstaltung für die Stolperstein-Initiative. Das Solarschiff HELIO fährt stündlich von 14 – 17 Uhr vom Radolfzeller Hafen aus in den Untersee. Während der Fahrt werden die Gäste über die Initiative „Stolpersteine in Radolfzell“ informiert.
- 08.09.2013: Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals wird eine vom Pforzheimer Künstler René Dantes geschaffene Gedenkskulptur mit vier Informationstafeln öffentlich eingeweiht. Das in der Zufahrt zum Stabsgebäude der ehemaligen SS-Kaserne (heute RIZ) errichtete Ensemble ist zusammen mit den Informations- und Gedenktafeln am Schießstand und dem Gurs-Mahnmal künftig Teil einer dezentralen NS-Gedenkstätte der Stadt Radolfzell. → vgl. Südkurier, 8.9.2013 und Singener Wochenblatt, 11.9.2013
- 01.08.2013: Frau Hildegard Bibby, M.A., tritt die im Mai ausgeschriebene Stelle als Historikerin bei der Stadt Radolfzell an.
- 18.6.2013: In Radolfzell hat sich eine Stolperstein-Initiative gegründet. Am 18.06. tritt sie mit ihrer ersten Informationsveranstaltung an die Öffentlichkeit und stellt Biografien von Radolfzeller Personen vor, für die sie einen Stolperstein verlegen will.
- 18.06.2013: Der Kaufvertrag für den ehemaligen SS-Schießstand wird unterzeichnet. Der Schießstand inkl. umgebende Waldfläche befindet sich nun im Eigentum der Stadt Radolfzell. → vgl. Singener Wochenblatt 21.6.2013
- 05.06.2013: Die Abteilungsleiterin „Gedenkstättenarbeit“ der "Landeszentrale für politische Bildung BW", Stuttgart, Frau Sibylle Thelen, traf sich zu einem Ortstermin in Radolfzell (ehemaliger Schießstand, Kaserne, Stadtmuseum) mit Kulturbürgermeisterin Monika Laule, Frau Lucia Bruttel vom Kulturamt und Museumsleiter Achim Fenner. Radolfzell soll noch im Laufe des Jahres offiziell als "Gedenkstättenort" anerkannt werden. Dadurch, dass die Planungen und der Informationsfluss nicht transparent und im Vorfeld rechtzeitig kommuniziert wurden, konnte von der „Projektgruppe Radolfzeller Gedenkstätten“, die die Verbindung zwischen Stadt und LpB initiiert hatte und die für die Gestaltung der Schießstand- und Kasernen-Tafeln in Text und Bild wesentlich mitverantwortlich zeichnet, leider niemand teilnehmen.
- 19.03.2013: Der Radolfzeller Gemeinderat kann sich trotz entsprechendem Gutachten nicht für eine Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Str. entscheiden. Die Sitzung dreht sich u.a. um Fragen der Bequemlichkeit der Anwohner und wer die (geringen) Kosten zu tragen habe. Einzelne Gemeinderäte empfinden ihre mutige Entscheidung zur fortgesetzten Ehrung eines Antidemokraten offenbar als Ausdruck von Demokratie. (Vgl. Gutachten, Protokoll und Vorlage zur Sitzung, Berichte im Südkurier 1 2 3 4 sowie Interview mit der Gutachterin Heike Kempe im Seemoz 24.4.2013)
- Januar bis März 2013: Fortsetzung und Abschluss der vom Staatlichen Hochbauamt verfügten Sanierungsarbeiten am ehemaligen SS-Schießstand, Voraussetzungsklausel des 2012 beschlossenen Rückkaufs durch die Stadt Radolfzell.
- Februar 2013: Die Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung legen den Termin der Errichtung und Einweihung der Kasernen-Gedenkstätte auf den 8. September 2013, zugleich der diesjährige "Tag des offenen Denkmals", der unter dem Motto stehen wird „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“
2012
- Dezember 2012: Im Rahmen der übernahmevertraglich festgeschriebenen „Altlastensanierung“ durch die bisherige Eigentümerin (BfIA) begann die Entfernung und „Entsorgung“ der schwermetallhaltigen Kugelfangsande (ca. 600 Tonnen) am Schießstand. Für die Zufahrt mit LKW und Bagger wurde ein Wall der Langbahnen in Höhe der Informationstafel auf mehreren Metern geöffnet und einzelne Bäume auf dem Terrain gefällt. Ohne nachvollziehbare Begründung wurden außerdem die Schalenbretter des Langbahnkugelfangs restlos entfernt. Nach Aushebung der Sande kam es zu keiner Neuverfüllung, u.a. mit dem Ergebnis, dass das Bodenniveau vor den Kugelfangmauern, der Gedenktafel und dem - nun unerreichbar „in der Luft“ hängenden - Gedenkbuch um etwa 2 m tiefer liegt als zuvor. Der ausgehobene Sand wurde auf dem Wendeplatz vor den Kurzbahnen zwischengelagert und mit einer Plane abgedeckt. (Stand 25.12.2012)
- 16.11.2012: Am ehemaligen SS-Schießstand wurde die neue Informationstafel durch Oberbürgermeister Dr. Jörg Schmidt der Öffentlichkeit übergeben. Unter den geladenen Gästen waren u.a. Anna-Katrin Oesterle-Stephan und Miryam Stephan, Tochter und Enkelin des am 15. November 1943 aus dem Radolfzeller KZ-Außenkommando geflüchteten Häftlings Leonhard Oesterle. Jiří Sedláček, der Sohn des mit Oesterle zusammen geflüchteten Freundes und Mithäftlings Oldrich Sedláček, verfasste eine sehr persönliche Rede mit Erinnerungen an seinen Vater, die zu diesem Anlass verlesen wurde. → vgl. Südkurier, 17.11.2012
- 16.10.2012: In öffentlicher Sitzung des Gemeinderats stimmen die Stadträte für die von Achim Fenner und Markus Wolter erarbeiteten Textentwürfe für die Informationsstelen an der ehemaligen SS-Kaserne. Außerdem votieren sie für die Umsetzung der von der „Projektgruppe Radolfzeller Gedenkstätten“ konzipierten Informationstafel - Markus Wolter (Text), Alfred und Evelyn Heim (Gestaltung, Layout) - am ehemaligen SS-Schießstand. Die Gedenkstätte an der Kaserne soll im Frühjahr 2013 eingerichtet werden. Die Realisierung einer kommentierenden Umgestaltung des Kriegerdenkmals am Luisenplatz wird hingegen auf das Jahr 2014 verschoben. → vgl. Südkurier, 18.10.2012
- 20.03. und 28.02.2012: Sitzungen und Beschluss des Gemeinderats über den Kauf des Schießplatz-Areals. Was im Herbst 2011 bereits beschlossene Sache zu sein schien, ist nun doch wieder Gegenstand von Bedenken und Verhandlungen. Der Gemeinderat konnte und wollte in seiner Sitzung vom 28. Februar 2012 den zur Frage und Annahme stehende Kaufvertragsentwurf über die Schießanlage zunächst nicht beschließen. Stattdessen wurden Bedenken wegen der Altlasten-Sanierung und möglicher Folgekosten laut und die Entscheidung wurde auf den 20.03.2012 vertagt. Ergebnis der Sitzung vom 20.3.2012: Unter der Voraussetzung von „Kaufvertragskorrekturen“, d.h. einer von der bisherigen Eigentümerin, BfIA, ausdrücklich getragenen Bodensanierung und nach Untersuchung des Terrains durch den „Kampfmittelbeseitigungsdienst“, habe der Verwaltungs- und Finanzausschuss mehrheitlich beschlossen, das Gelände zum bekannten Preis von 57.000 EUR zu kaufen. Dass aber „weder die Verwaltung noch der Gemeinderat wüssten, was sie mit dem Gelände anfangen sollen“ (Zit. OB J. Schmidt), gibt zu denken. Der Oberbürgermeister, der sich gegen den Kauf aussprach, sehe die Stadt überdies „nur eingeschränkt in einer historischen Verantwortung, Rechtsnachfolger der NS-Zeit bleibe die Bundesrepublik. Sein Votum gegen den Kauf des Geländes begründete er mit dem Hinweis auf die nicht geklärte Nutzung.“ → vgl. Südkurier, 01.03.2012, Südkurier, 21.03.2012 und Südkurier, 22.03.2012
- 23.02.2012: Der Stadt Radolfzell liegt nun das Kaufvertragsangebot der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben für das Gelände der SS-Schießanlage vor. Der Kaufpreis für das 69.216 m² große Areal beträgt 57 000 Euro. Der Kaufvertragsentwurf sieht auch vor, dass die Entsorgung der vor allem mit Blei kontaminierten Sande der Kugelfänge durch die Bundesanstalt übernommen wird. Der Kaufvertragsentwurf wird am Dienstag, 28. Februar, in der um 16.30 Uhr beginnenden Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses nochmals diskutiert. Das letzte Wort in der Sache hat danach das Plenum des Gemeinderats. → vgl. Südkurier, 23.02.2012
2011
- 11.10.2011: Der Radolfzeller Gemeinderat hat sich in seiner Sitzung vom 11.10.2011 für die Realisierung des Entwurfs des Pforzheimer Künstlers René Dantes (geb. 1962) zur Gestaltung einer „Erinnerungsstätte“ im Eingangsbereich der Kaserne (Errichtung voraussichtlich 2012) mehrheitlich entschieden. Die Kosten (EUR 10.000 für vier Informations-Stelen und EUR 30.000 für eine Edelstahl-Skulptur) sollen von der Stadt getragen werden. → vgl. Südkurier, 18.10.2011
- 27.09.2011: Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Radolfzeller Gemeinderats hat in seiner Sitzung am 27. September 2011 den Kauf des bislang in Bundeseigentum befindlichen, 69212 qm großen Geländes des ehemaligen SS-Schießplatzes zu einem Preis von 57.000 Euro beschlossen. Das von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemachte Angebot sieht vor, das Gelände „altlastenfrei“ und also nach Entfernung der bleiverseuchten Sande an die Stadt zu verkaufen. Wie allerdings der geschichtlich kontaminierte Ort als bleibende Erinnerungs- und Mahnstätte erhalten werden soll und kann, wird noch zu entscheiden sein. → vgl. Südkurier, 29.09.2011
- 27.05.2011 Sebastian Hausendorf von der Universität Konstanz präsentiert einen Werkstattbericht seines Forschungsprojekts „Radolfzell im Dritten Reich 1933 – 1935“ im Stadtmuseum Radolfzell. Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der nationalsozialistischen Gleichschaltung in Politik und Verwaltung zu Beginn der 1930er Jahre. Eingeladen hat der Förderverein Museum und Stadtgeschichte Radolfzell.
- 08.04.2011: Das Weltkloster lädt ein zu einem „Versöhnungsweg“ zwischen der SS-Kaserne und dem SS-Schießstand, zum Gedenken an die ehemaligen Häftlinge des Dachauer Außenkommandos Radolfzell (1941-1945) und aller in jener Zeit in Radolfzell Verfolgten. Die Namen von 121 KZ Häftlingen werden verlesen. Am Pistolenschießstand der SS-Schießanlage werden 121 mit den Häftlingsnamen beschriftete Steine in einem Zementrahmen verankert. → vgl. Südkurier 2 3 4
- 07.04.2011: Vernissage zur Ausstellung „Größte Härte… Verbrechen der Wehrmacht in Polen (September bis Oktober 1939)“, die vom 7. April bis 22. Mai 2011 im Stadtarchiv Konstanz gezeigt wird. Ein Teil der Ausstellung und des Begleitprogramms stellt den lokalen Bezug zur SS-Standarte Germania in Radolfzell her, die sich am Überfall auf Polen beteiligt hatte. Vgl. Südkurier 09.04.2011
- 03.04.2011: „Außenkommando“ – Die Waffen-SS und Dachauer KZ-Häftlinge in Radolfzell. Zweistündiger Vortrag des Historikers Markus Wolter im Bürgersaal von Radolfzell. → vgl. Südkurier 05.04.2011
2010
- 15.12.2010: Dem früheren NSDAP-Kreisleiter, Gauinspektor und Bürgermeister von Radolfzell, Eugen Speer, wird die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Speer galt als korrupt und als brutaler Machtmensch. Im Juli 1932 eröffnete er die Wahlkampfkundgebung von Hitler vor 35.000 ZuhörerInnen im Mettnau-Stadion. Sein Amt als Bürgermeister übte er von Februar 1934 bis Juni 1935 aus. Nicht zuletzt seiner Initiative hat Radolfzell es zu verdanken, dass sie Standort für eine SS-Kaserne wurde. → vgl. Südkurier 8.10.2010
- November 2010: Eintrag der SS-Kaserne und der SS-Schießanlage beim Online-Kartendienst OpenStreetMap als Gedenkort.
- 14.11.2010: Im Anschluss an den Festakt und als kritische Antwort auf das offizielle Gedenken werden Flyer verteilt und die Initiative zum Offenen Gedenken vorgestellt. Es wird zur Mitarbeit u.a. an dem Wiki Radolfzell zur NS-Zeit“ unter http://radolfzell-ns-geschichte.von-unten.org/ eingeladen.
- 14.11.2010: Der Festakt zum Volkstrauertag in Radolfzell wird entsprechend dem Konzeptvorschlag der Arbeitsgruppe vor dem von der Waffen-SS geweihten Kriegerdenkmal am Luisenplatz durchgeführt. OB Schmidt beschreibt in seiner Rede die Auseinandersetzung des letzten Jahres um die Art und Weise des offiziellen Gedenkens. → vgl. Südkurier 15.11.10
- 28.10.2010: vhs-Vortrag von Achim Fenner: Südkurier 03.11.2010
- 28.10.2010: Das neue Konzept zur Begehung des Volkstrauertages am 14.11.2010 wird von der damit befassten Arbeitsgruppe im Gemeinderat vorgestellt und diskutiert. Das Ergebnis: der Gedenkort bleibt der alte, die Inschrift soll nun lauten: „Radolfzell gedenkt der Opfer der Gewaltherrschaft und der Toten aller Kriege“ → vgl. Südkurier 29.10.2010 und eine Kritik
- 13.10.2010: Begehung der SS-Schießanlage zusammen mit einem Vertreter der für das Gelände zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die Bundesanstalt legt der Stadt Radolfzell nahe, das Gelände zu kaufen. Eine Sanierung wurde mit 70.000 Euro veranschlagt.
- 28.09.2010: Im Stadtmuseum Radolfzell wird in einem Raum die Dauerausstellung „Radolfzell gestern“ eröffnet, in der u.a. die SS-Kaserne, der SS-Schießstand, der Besuch von Hitler im Mettnaustadion, etc. zur Sprache kommen. Die Ausstellung wird durch 4 Vortragsveranstaltung mit Stadtarchivar Achim Fenner Ende September begleitet.
- 22.06.2010: Gemeinderatsdebatte zur Gestaltung des Volkstrauertages am 14.11.2010 → vgl. Singener Wochenblatt 23.06.2010 und Südkurier 24.06.2010
- 16.06.2010: Installation einer Gedenktafel in der ehemaligen SS-Schießanlage, auf private Initiative zurückgehend → vgl. Südkurier 21.06.2010
- 10.06.2010: Das Schweigen durchbrechen. Die schwierige Aufarbeitung der NS-Geschichte in Radolfzell. Vortrag der Ausserparlamentarischen Opposition von Radolfzell und Filmvorführung „Leichen im Keller“ von Günter Köhler an der Universität Konstanz. Eingeladen hat der Antifaschistische Freundeskreis von Konstanz zusammen mit der Alternative Hochschulgruppe Konstanz
- 17.05.2010: Die Jugendgruppe APO informiert im JuZe über die Stolpersteineaktion. → Südkurier 14.05.2010, 19.05.2010
- 29.4.2010: Filmvorführung von "Leichen im Keller" von Günter Köhler
- 16.4.2010: Filmvorführung von "Leichen im Keller" von Günter Köhler und anschliessende Podiumsdiskussion im ehem. Milchwerk → Bericht
- 18.04.2010: Zweistündiges Radiofeature zu Radolfzell in der NS-Zeit im Offenen Politkanal, Radio Lora, Zürich. Wiederholung der Ausstrahlung am darauf folgenden Donnerstag.
- April, Mai, Juni 2010: Das Theaterstück "Die Flüsterstadt" von Gerd Zahner, wird mit großem Erfolg in Radolfzell im Scheffelhof aufgeführt → Besprechung des Stücks
2009
- 15.11.2009: Kranzniederlegung - „Zum Gedenken an die Menschen im KZ-Außenlager Radolfzell“ und Rede des Radolfzeller Gymnasiasten Cem Güler anlässlich des offiziellen Volkstrauertags auf dem Luisenplatz
- 08.06.2008: Demo gegen die Veranstaltung des NPD Kreisverbands Konstanz mit dem Holocaustleugner Bernhard Schaub. Die Veranstaltung wurde abgesagt. → Bericht und → Rede
2008
- 16.04.2008: Vortrag des Stadtarchivars Achim Fenner auf Einladung des „Bündnis für Toleranz“, im Juze Radolfzell → Bericht
2005
- 11.09.2005: Zum "Tag des offenen Denkmals" erstellt das Stadtarchiv Radolfzell (A. Fenner) einen Faltprospekt mit „Daten zur ehemaligen Radolfzeller Kaserne“, einem Übersichtsplan und Fotografien der SS-Kaserne nach der Fertigstellung. Ferner wird darin die Beschreibung des Baukomplexes durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg, Dr. Petra Wichmann, aus dem Jahr 1997 wiedergegeben.