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Karl Teufel

Karl Teufel, Passbild, um 1935. Privatbesitz Dieter Wieland.
Karl Teufel, Passbild, um 1935. Privatbesitz Dieter Wieland.


Der am 18. November 1890 in Willstätt geborene, am 25. Juni 1964 in Singen gestorbene Karl Teufel lebte zur Zeit der ersten NS-Verfolgungsmaßnahmen 1933 in Radolfzell, Dr.-Joseph-Goebbels-Str. (=Konstanzer Str.) 30/1, und ab 1938 in Überlingen am Ried. Karl Teufel war seit 1913 mit Rosa Bohnenstengel (1893-1981) verheiratet und hatte drei Kinder. Als Elektromonteur arbeitete er bei Allweiler in Radolfzell und ab 1939 bei Fahr in Gottmadingen.

Karl Teufel, der den Ersten Weltkrieg in einem Infanterieregiment an der Westfront erlebt hatte, war seit 1923 Mitglied der KPD und gehörte zusammen mit seinen Fraktionskollegen Ludwig Deuring, Heinrich Hof und Hermann Müller zum Radolfzeller Bürgerausschuss 1930. Am 3. März 1933 wurde er von der Gestapo in Radolfzell verhaftet und kam zunächst in Untersuchungshaft in das Radolfzeller Gefängnis. Er wurde beschuldigt, „Druckschriften, deren Inhalt durch Aufforderung oder Anreizung zum gewaltsamen Kampf gegen die Staatsgewalt oder zu dessen Vorbereitung und durch Aufforderung und Anreizung zu einem hochverräterischen Bestrebungen dienenden Streik den Tatbstand des Hochverrats begründet, verbreitet und zum Zweck der Verbreitung vorrätig gehalten“ zu haben.

Am 24.10.1933 verurteilte ihn das Amtsgericht-Schöffengericht Konstanz wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu vier Monaten Gefängnis, die mit der Untersuchungshaft bereits als verbüßt galten. Aufgrund dieser Verurteilung verlor Karl Teufel seinen Arbeitsplatz in Radolfzell und zog im März 1938 nach Überlingen a. R. Eine Anstellung fand er erst wieder 1939 bei Fahr in Gottmadingen.

Am 22. August 1944 wurde Karl Teufel im Rahmen der gegen ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der bürgerlichen Parteien reichsweit geplanten und durchgeführten Aktion „Gitter“ (auch Aktion „Gewitter“ oder „Himmleraktion“ genannt) erneut verhaftet und als politischer Häftling („Schutzhaft“) in das KZ Natzweiler verschleppt. Von dort verbrachte man ihn am 6. September 1944 in das KZ Dachau, von wo er am 14. September 1944 in das KZ Mauthausen überstellt wurde. Dort wurde Teufel am 26. Oktober 1944 entlassen.

Stolperstein für Karl Teufel, Konstanzer Str. 30/1, Radolfzell, verlegt am 11. September 2015.
Stolperstein für Karl Teufel, Konstanzer Str. 30/1, Radolfzell, verlegt am 11. September 2015.


Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ wurde Karl Teufel zum ersten Nachkriegs-Bürgermeister von Überlingen a.R. gewählt. Er übte dieses Amt unter schwierigen außeren Bedingungen bis September 1946 aus. Zudem war er ab 1945 Leiter der KPD-Ortsgruppe Radolfzell. In dieser Funktion hat er u.a. für ehemalige KZ-Häftlinge wie Josef Paul Bayer und Georg Alfred Grein Haft- und Verfolgtentestate ausgestellt bzw. trat als Bürge für deren Aussagen ein. Ab 1946 fand Karl Teufel wieder bei Allweiler Beschäftigung und war dort bis zu seiner Pensionierung 1958 als Werkmeister tätig.

Lebende Angehörige sind seine Enkel Dieter Wieland, Riegelsberg, Sigrun Patschkowski, Radolfzell, Edith Hänsler, Moos, und Erich Gatter, Konstanz-Dettingen.

November 2018: Stolperstein verschwunden

Gunter Demnig bei der Verlegung des Stolpersteins für Karl Teufel, 11. September 2015.
Gunter Demnig bei der Verlegung des Stolpersteins für Karl Teufel, 11. September 2015.


Im Zuge der Komplettsanierung und Umgestaltung der Konstanzer Straße 2018 wurde der Stolperstein für Karl Teufel ohne vorherige Information des verantwortlichen Tiefbauamts an die Initiative „Stolpersteine-Radolfzell“ bzw. die Steinpaten stillschweigend entfernt und gilt seit Anfang November 2018 als verschollen. Laut Angabe des Tiefbauamts, Herrn Thomas Nöken, sei der Stolperstein trotz entsprechender Anweisung an die ausführende Baufirma Schleith GmbH nicht gesichert worden, sondern mit dem Abraum auf eine Deponie gelangt und wurde dort möglicherweise zerschreddert. Die Initiative muss eine Zweitanfertigung bei Gunter Demnig in Auftrag gegeben. Die Kosten für die Herstellung und Neuverlegung sollen von der Stadt Radolfzell übernommen werden.1)

Recherche: Markus Wolter

Patenschaft: Sigrun Patschkowski

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Quellen


KZ Dachau, Schreibstubenkarte von Karl Teufel, ITS Bad Arolsen und Häftlingsdatenbank KZ Dachau, Steve Morse; Staatsarchiv Freiburg, Landesamt für Wiedergutmachung, F 196/1 Nr. 3677; DNZ-Akte, StAF D 180/2, Nr. 18100. Private Überlieferung und Dokumentation: Dieter Wieland, Riegelsberg.